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Die Pflege zu Hause

Pflege zuhause

Nur selten kündigt sich ein Pflegefall im Vorfeld an. Meist tritt er unerwartet in das Leben unvorbereiteter Familien und stellt den gewohnten Alltag auf den Kopf. Neben der Konfrontation mit aufkeimenden Ängste haben Angehörige neue Hürden und Herausforderung zu bewältigen.

Wie ändert sich das Leben durch einen Pflegefall?

Egal ob Kind, Elternteil oder Lebenspartner - ein Pflegefall birgt für Angehörige je nach Grad der Pflegebedürftigkeit zu Beginn eine massive Mehrbelastung. Ungewissheit dominiert den Alltag und bringt gewohnte Strukturen ins Wanken. Um die Frage kurz und knapp zu beantworten: Das Leben ändert sich radikal, und je eher Angehörige sich dessen bewusst werden, desto eher ist die Rückkehr zu einem geordneten Alltag möglich.
Gerade in der Anfangsphase müssen sich Familienmitglieder mit relevanten Fragen auseinandersetzen und die Weichen für den künftigen Umgang mit einem Pflegefall stellen: Ist die Pflege zuhause für Angehörige möglich, ohne einen Verlust der Arbeitsstelle hinnehmen zu müssen? Wie lässt sich der Alltag neu und effektiv unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Pflegenden umstrukturieren? Welche Unterstützung und Hilfsangebote lassen die eigenen finanziellen Mittel zu? Besteht ein Anspruch auf Pflegegelder und finanzielle Unterstützung vom Staat - und wenn ja, wie hoch ist dieser? Welche Hilfsmittel benötige ich, um eine ausreichende Pflege zu gewährleisten? Und bleibt genug Zeit, um sich selbst und das soziale Umfeld nicht zu vernachlässigen?

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Die Entscheidung: Pflegende Angehörige oder ambulanter Pflegedienst

Eine Pflegebedürftigkeit kann grundsätzlich jeden Treffen. Das Verlassen der gewohnten Umgebung kann für Pflegebedürftige eine große zusätzliche Belastung darstellen. Nicht selten ist daher eine häusliche Pflege erwünscht, die mit einer niedrigeren Kostenbelastung einhergeht. Ob die Möglichkeit zur häuslichen Pflege besteht, hängt von vielen Faktoren wie der Belastbarkeit der pflegenden Familienmitgliedern, dem Umfang des Pflegeaufwands sowie der häuslichen Situation ab. Die ambulante Pflege unterscheidet sich von der häuslichen Pflege durch die Inanspruchnahme eines Pflegedienstes, der die pflegenden Tätigkeiten übernimmt. Häufig kommt ein ambulanter Pflegedienst als unterstützende Ergänzung zur persönlichen Pflege zum Einsatz.
Grundsätzlich spielt die Wohnsituation eine Schlüsselrolle bei der Entscheidungsfindung. Um die Wohnsituation der Situation entsprechend zu gestalten, sind zahlreiche Umbauten zur Gewährleistung eines barrierefreien oder altersgerechten Wohnen nötig. Überwiegend die Küche und das Badezimmer sind von solchen Umbauten betroffen. Gegebenenfalls sind spezielle Pflegebetten oder Treppenlifte nötig. Förderungsangebote der KfW-Bank oder Pflegekasse können Betroffenen finanziell unter die Arme greifen.
Entscheiden sich Angehörige für die Pflege zuhause, so erhält die pflegebedürftige Person je nach Pflegegrad ein sogenanntes Pflegegeld. Bei der Beauftragung eines ambulanten Pflegedienstes wird die Pflege durch sogenannte Pflegesachleistungen gefördert, die sich ebenfalls nach dem Pflegegrad richtet.

Vorteile einer ambulanten Pflege

1. Fehlererkennung: Unerfahrenen Pflegekräften unterlaufen schnell zahlreiche Fehler. Ein professioneller Pflegedienst kann diese Fehler erkennen und mit Rat und Tat zur Seite stehen.
2. Entlastung: Die permanente Belastung zehrt an den Nerven Angehöriger. Neben Zeitdruck lastet eine hohe Verantwortung und ein psychischer Druck auf den Schultern der Pflegenden, sodass sie nicht selten selbst therapeutischer Hilfe bedürfen. Dank der Entlastung durch einen Pflegedienst lassen sich eine Freizeitgestaltung, das Sozialleben und das Nachgehen einer Arbeit mit der Pflege vereinbaren.
3. Abstand: Das Verhältnis zwischen pflegenden Angehörigen und der betreuten Person kann unter der Situation leiden. Auch fällt es Betroffenen schwer, Hilfe bezüglich intimer Angelegenheiten vom familiären Umfeld anzunehmen. Im Falle einer fachmännischen Betreuung ist dieser professionelle Abstand gegeben.
4. Professionalität: Gut ausgebildete Pflegekräfte können für die umfassende Betreuung sorgen, angemessene Pflegemaßnahmen erkennen und sie fachmännisch umsetzen.

Nachteile einer ambulanten Pflege

1. Intimität: Die Annahme von durch fremde Personen erbrachte Pflegeleistungen fällt Betroffenen nicht immer leicht. Gerade die intime Pflege betreffend fehlt eine nötige Vertrauensbasis.
2. Kosten: Staatliche Leistungen reichen nicht zur Tilgung sämtlicher Pflegekosten. Eine Zuzahlung von Angehörigen geht mit einer größeren finanziellen Belastung einher. Die Kosten für einen ambulanten Pflegedienst sind grundsätzlich höher als bei der privaten Pflege.
3. Ängste: Immer häufiger kursieren Schreckensmeldungen über unseriöse Pflegedienste und vernachlässigte Pflegefälle in den Medien. Die Sorge über eine unzureichende Versorgung ist häufig ein Grund für Angehörige, sich für die häusliche Pflege zu entscheiden.

Pflege im Alter

Was braucht man für die Pflege zuhause?

Als Pflegehilfsmittel werden Sachmittel und Gegenstände definiert, die eine Pflege zuhause erleichtern und Pflegebedürftigen ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen. Im Rahmen der Pflegeversicherung können Pflegebedürftige verschiedene Pflegehilfsmittel beantragen. Während für technische Hilfsmittel wie Lagerungshilfen oder Pflegebetten eine Zuzahlung von je 25 Euro anfällt, erstattet die Pflegekasse für zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel monatliche Kosten in Höhe von maximal 40 Euro. Zuzahlungen für größere Anschaffungen entfallen in der Regel, da jene häufig leihweise zum Gebrauch überlassen werden. Folgende Hilfsmittel können für die Pflege zuhause erforderlich sein:

  • Treppenlift
  • Toilettenumbau
  • Pflegebett
  • Patientenlifter
  • Badewannenlift
  • Rollator
  • Duschsitze
  • Hausnotrufsystem
  • Verbrauchsmittel wie Pflegehandschuhe und Desinfektionsmittel

Wichtig: Um Anträge bei der Pflegekasse für betroffene Angehörige zu stellen und Behördengänge im Namen der zu betreuenden Person zu absolvieren, ist in jedem Fall eine Vollmacht nötig. In welchem Umfang eine Vollmacht ratsam ist, hängt von der Schwere der Beeinträchtigung und dem Pflegegrad ab.

Wie hoch ist das Pflegegeld für pflegende Angehörige?

Erfolgt die Pflege zuhause durch Familienmitglieder, besteht ein Anspruch auf Pflegegeld. Die Höhe des Anspruchs richtet sich nach dem Pflegegrad des Versicherten. Der finanzielle Zuschuss wird dem Pflegeversicherten monatlich überwiesen. Um einen Anspruch geltend zu machen, ist vorerst ein Antrag auf Pflegegrad zu stellen. Die Prüfung des Antrags erfolgt durch einen Gutachter des MDK. Folgende Zuschüsse können Angehörige bei der Pflege zuhause beantragen:

  • Pflegegrad 1: 0 Euro
  • Pflegegrad 2: 316 Euro
  • Pflegegrad 3: 545 Euro
  • Pflegegrad 4: 728 Euro
  • Pflegegrad 5: 901 Euro

Personen mit Pflegegrad 1 oder fehlendem Pflegegrad haben keinen Anspruch auf Pflegegeld. Erfolgt die Pflege zuhause durch Angehörige nur teilweise, beispielsweise wenn ambulante Pflegedienste die Pflege zum Teil übernehmen, erfolgt die Auszahlung des Pflegegelds nur anteilig. Der Anspruch auf das Pflegegeld reduziert sich dabei um den Prozentsatz der beanspruchten Sachleistungen.

Änderungen in der Pflege 2020 für pflegende Angehörige

Kinder pflegebedürftiger Eltern werden ab 2020 finanziell stärker entlastet, wie es das am 14. August 2019 vom Kabinett beschlossene Angehörigen-Entlastungsgesetz vorsieht. Nur wessen Einkommen mehr als 100.000 Euro brutto im Jahr beträgt, wird künftig zur Kasse gebeten. Auch sollen unkalkulierbare finanzielle Belastungen entfallen. Reichten die Mittel der Pflegeversicherung und das Vermögen des Betroffenen nicht aus, mussten die Nachkommen für die entstehenden Kosten aufkommen. Dies soll sich zukünftig dank des Angehörigen-Entlastungsgesetz ändern. Bislang liegt die Einkommensgrenze pro Unterhaltspflichtigem bei 21.600 Euro netto jährlich. Auch das Einkommen des Ehepartners wird beim Angehörigen-Entlastungsgesetz nicht mehr angerechnet.

Pflege zuhause - Tipps für Angehörige

1. Hilfsangebote annehmen: Auch Angehörige können zahlreiche Hilfsangebote beanspruchen. Zu den Angeboten zählen beispielsweise das Pflegeunterstützungsgeld oder die Inanspruchnahme von kurzzeitigem Sonderurlaub oder Pflegezeit. In dieser Zeit genießen pflegende Angehörige einen Kündigungsschutz.
2. Finanzielle Zuschüsse beantragen: Es existieren zahlreiche Förderprogramme, um Angehörigen bei der Pflege zuhause unter die Arme zu greifen. Dazu gehören Zuschüsse für Umbaumaßnahmen, das Pflegegeld und der Anspruch auf Pflegehilfsmittel.
3. Pflegekurse besuchen: Mit der Pflege zuhause entstehen zahlreiche Herausforderungen. Die Kenntnis über die Grundlagen der Pflege hilft Angehörigen, den Anforderungen der Pflege zuhause gerecht zu werden. Sinnvoll ist Praxiswissen über folgende Bereiche: Krankenbeobachtung, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, Grundpflege, Verabreichung von Medikamenten, rückenschonende Hebetechniken.

Die Pflege zuhause kann sehr nervenaufreibend sein. Mit den genannten Tipps können Sie aber Ihnen und Ihren pflegebedürftigen Angehörigen eine angenehme Zeit bereiten.

FAQ

Wie verändert sich das Leben bei einem pflegebedürftigen Angehörigen?

Das Leben wird sich zunächst radikal wandeln. Gerade zu Beginn ist die Ungewissheit ein großer Faktor, der das Leben der Angehörigen bestimmt. Viele Fragen tauchen auf: Die Pflege zuhause oder professionelle Unterstützung? Welche Utensilien werden benötigt? Gibt es finanzielle Förderungen vom Staat?

Die Pflege zuhause stemmen oder einen ambulanten Dienst engagieren?

Grundsätzlich ist ein ambulanter Pflegedienst mit deutlich höheren Kosten verbunden als die Pflege zuhause. Viele Senioren wünschen sich trotzdem, von den Angehörigen umsorgt zu werden. Um diesen Wunsch nicht auszuschlagen, versuchen Angehörige häufig, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen. Zu bedenken ist dabei die Wohnsituation, die Finanzierung der Ausstattung und die verfügbare Zeit, die sie aufbringen können. Häufig wird eine Kombination auf der Pflege zuhause und dem ambulanten Pflegedienst gewählt.

Was benötigt man für die Pflege zuhause?

Die sogenannten Pflegehilfsmittel bilden die Grundlage für die Eigenständigkeit eines Seniors bzw. die Pflege zuhause. Klassicherweise gehören zur Grundausstattung ein Treppenlift, eine beschwerdengerechte Toilette, ein Pflegebett, ein Badewannenlift, ein Rollator, ein Duschsitz und alltägliche Dinge wie Handschuhe und Desinfektionsmittel.

Gibt es eine finanzielle Unterstützung vom Staat für die Pflege zuhause?

Übernehmen Angehörige die Pflege zuhause selbst, haben diese einen Spruch auf sogenanntes Pflegegeld. Das Pflegegeld ist abhängig vom Pflegegrad der Senioren und wird dem Pflegeversicherten monatlich überwiesen. Die Spanne reicht von 0 bis 901 €. Wird die Pflege zuhause mit einem ambulanten Pflegedienst ergänzt, wird das Pflegegeld nur anteilig ausgezahlt.

Wie wird die Pflege zuhause bestmöglich gestaltet?

Wichtig zu wissen: Sie werden mit der Pflege zuhause nicht alleine gelassen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote und finanzielle Zuschüsse, die Sie beanspruchen können. Zusätzlich kann ein Pflegekurs von Vorteil sein, um für die neue Herausforderung bestens gewappnet zu sein.

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