Etwa 5 Millionen Menschen nehmen in Deutschland regelmäßig Statine (Cholesterinsenker) ein. Die Arzneimittel geraten dabei immer wieder in die Schlagzeilen, wenn Nebenwirkungen bekannt oder Bedenken gegen die Wirksamkeit von Experten geäußert werden. Ist es wirklich notwendig, Cholesterin zu senken? Müssen Sie dafür Arzneimittel einnehmen? Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr zum Thema Statine und ihren potenziellen Nebenwirkungen.
Cholesterin und seine Aufgaben im menschlichen Körper
Dieser fettartige, natürliche Stoff hat viele Funktionen im menschlichen Körper. Unter anderem benötigen verschiedene Hormone ihn zu ihrer Bildung. Auch die Zellmembranen und die Nervenfunktionen sind auf Cholesterin angewiesen. Cholesterin gilt als Reparatursubstanz, die kleinere Schäden in den Blutgefäßen behebt, indem die Substanz dort eingebaut wird. Es ist primär diese Funktion, die auch nachteilige Wirkungen für uns haben könnte.
Zu 90 % stellt der menschliche Organismus die Substanz selbst her. Einen kleineren Teil des Cholesterins nehmen wir über Eier und andere tierische Lebensmittel auf. Wir scheiden Cholesterin über die Leber in den Darm aus, wo es zu einem überwiegenden Teil wieder vom Körper aufgenommen wird.
Unterschieden werden zwei verschiedene Formen von Transporteiweißen beim Cholesterin. Diese werden als HDL-Cholesterin und LDL-Cholesterin bezeichnet. Vereinfacht ausgedrückt, ist HDL das gute Cholesterin, LDL das schlechte. Beide Formen sind Gegenspieler. Ein Überschuss an LDL soll die Entstehung einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) begünstigen können. HDL wirkt dieser Entwicklung entgegen.
Der Cholesterinspiegel im Blut (Blutfettwert) soll für das Gesamtcholesterin (HDL und LDL) den Wert von 200 mg/dl nicht überschreiten. Manche Experten setzen den Höchstwert auch schon bei 150 mg/dl an. Für HDL gilt, dass dieses den Wert von 40 mg/dl nicht unterschreiten sollte. LDL sollte den Wert von 116 mg/dl nicht überschreiten.
Mit dem Alter steigt grundsätzlich der Cholesterinspiegel an. Es ist noch nicht eindeutig geklärt, warum das so ist. Möglicherweise treten mit dem Alterungsprozess verstärkt Defekte in Blutgefäßen und anderen Geweben auf. Der Körper benötigt mehr Reparaturmaterial wie Cholesterin und bildet es verstärkt.
Nach Auffassung der meisten Mediziner und wissenschaftlichen Experten steigert ein zu hoher Cholesterinspiegel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Arteriosklerose. Wird Cholesterin zur Reparatur der Blutgefäße eingebaut, sollen sich die Gefäße verdicken. Es kommt zu Ablagerungen, die auch als Arterienverkalkung im Volksmund bekannt sind. Deshalb wurden in den letzten Jahrzehnten Arzneimittel entwickelt, die Cholesterin senken sollen.
Was sind Statine und wofür sind Statine da?
Als Statine werden cholesterinsenkende Arzneimittel bezeichnet. Alle Medikamente dieser Arzneimittelgruppe hemmen ein bestimmtes Enzym in der Leber, das an der Bildung von Cholesterin beteiligt ist. Da die Leber das Cholesterin unter anderem zur Bildung von Gallensäuren benötigt, zieht das Organ Cholesterin aus dem restlichen Körper ab. Damit kann der Cholesterinspiegel im Blut sinken. Einige Statine können zusätzlich den HDL-Spiegel erhöhen.
Seit ihrer Entwicklung werden die Statine vielen Menschen primär im mittleren und höheren Lebensalter verschrieben. In letzter Zeit häufen sich Meldungen über mangelnde Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Risiken der Statine. Manche Experten kritisieren, dass die komplexen Arzneimittel auch Menschen verschrieben werden, die sie nicht benötigen. Andere zweifeln die normierten Blutfettwerte an. Sie halten Cholesterinspiegel für bei jedem Menschen sehr individuell.
Wie können Sie sich in diesen sehr unterschiedlichen Bewertungen der Statine besser zurechtfinden? Wichtig ist vorrangig, dass Sie sich zum Thema informieren. Bleiben Sie angemessen aufmerksam und kritisch, wenn Ihnen Ihr Arzt Statine verschreiben möchte.
Das bedeutet nicht, dass Sie die Vorschläge und Verschreibungen Ihres Arztes unbeachtet lassen sollten. Aber fragen Sie nach. Hier ist Statin nicht gleich Statin. Ihr Arzt kann Ihnen deshalb sicher auch Fragen zu dem jeweiligen spezifischen Medikament beantworten und Ihnen erklären, warum er gerade diese Statine in Ihrem Fall für optimal hält.
Wann Sie Statine benötigen
Manche Menschen leiden schon in jüngeren Jahren an signifikant erhöhten, krankhaften Blutfettwerten. Sie haben in der Regel eine erblich bedingte Veranlagung für erhöhte Cholesterinspiegel und Arteriosklerose. Deshalb verschreiben ihnen ihre Ärzte Statine.
Bei den meisten Menschen wird das Thema Cholesterinspiegel erst ab einem gewissen Lebensalter interessant. Die Blutfettwerte werden bei einer Routineuntersuchung vom Hausarzt bestimmt. Dann weist der Arzt vielleicht darauf hin, dass sie erhöht sind. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird er Statine verschreiben, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall zu verringern.
Die maßgeblichen Grenzwerte für die Statin-Einnahme haben sich dabei in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer weiter nach unten bewegt. Das macht die Statine zu einer Arzneimittelgruppe, die immer mehr Menschen nutzen sollen.
Mit der intensiven Verschreibung von Statinen wachsen auch die Erfahrungen mit diesen Arzneimitteln. In den letzten Jahren haben sich viele wissenschaftliche Studien mit Statinen, ihrer Wirkung und ihren möglichen Nebenwirkungen beschäftigt.
Die Wirksamkeit von Statinen
Anfang der 2000er-Jahre haben viele wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der Statine bestätigt. Hieraus wurde eine Senkung des Herzinfarktrisikos um rund 10 % bereits im ersten Jahr der Einnahme abgeleitet.
Ab 2015 haben andere Studien Zweifel an diesen Aussagen geweckt. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass bei jedem zehnten Patienten Statine ihre Wirkung verfehlen. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigte sogar eine Versagerquote von Statinen von über 50 %. Zeitgleich häufen sich auch die Meldungen über mögliche Neben- und Wechselwirkungen der Statine.
Welche Risiken und Nebenwirkungen bestehen bei Statinen?
Dass Statine Nebenwirkungen haben, steht außer Frage. Sie greifen intensiv in bestimmte Stoffwechselfunktionen des menschlichen Körpers ein. Ebenso kann die Stabilität der Zellmembranen in verschiedenen Zellen verringert werden. Bei dem Arzneimittel Lipobay von Bayer kam es dabei durch Zerstörung von Muskelzellen zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen des Statins.
Zu den potenziellen Nebenwirkungen zählen unter anderem:
- Muskelschmerzen
- Albträume
- ein gesteigertes Diabetesrisiko
- teilweise lebensbedrohliche Komplikationen wie der Zerfall von Muskelzellen
- ein möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko
- mögliche Störungen der Darmflora
Viele Fragen bei den Nebenwirkungen der Statine sind noch ungeklärt. Möglicherweise kommt es auf den Einnahmezeitpunkt, die Dosierung und einige weitere individuelle Umstände an, wenn es um das Risiko für Nebenwirkungen gibt.
Wechselwirkungen von Statinen mit anderen Arzneimitteln
Die Studienlage zu diesem Themenkomplex ist noch nicht eindeutig. Aber es deutet manches darauf hin, dass sich eine muskelzellenschädigende Wirkung der Statine durch die Einnahme weiterer Arzneimittel verstärken kann. Zu den möglichen Medikamenten, mit denen Wechselwirkungen bestehen, zählen bestimmte Antibiotika, Arzneimittel zur Unterdrückung des Immunsystems und Antipilzmittel.
Ist der Cholesterinspiegel ursächlich für Arterienverkalkung?
Einige Experten stellen inzwischen infrage, ob zwischen Herz-Kreislauf-Ereignissen wie Herzinfarkt und einem hohen Cholesterinspiegel ein direkter Zusammenhang besteht. Sie machen andere Faktoren wie erhöhte Homocysteinspiegel für die Arteriosklerose verantwortlich. Homocystein ist ein Protein, das bei der Erforschung der Arterienverkalkung immer mehr in den Fokus rückt. Besteht hier ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen wie Folsäure, können sich die Spiegel an Homocystein erhöhen. Dann lagert sich Homocystein in den Gefäßen ab, es kommt zur Arterienverkalkung mit den bekannten Gefahren für Herz-Kreislauf-Ereignisse. Die Ablagerungen können manche Gefäße fast vollständig verstopfen. Ebenso besteht dann das Risiko, dass sich Teile von den verhärteten Ablagerungen lösen, in den Blutkreislauf gelangen und an anderer Stelle ein Gefäß verstopfen. Die Ablagerungen können so zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Thrombosen führen.
Gibt es natürliche Alternativen zu Statinen?
Experten sehen einen ganzheitlichen Weg als Alternative zur Einnahme von Statinen. Sie meinen, dass erhöhte Blutfettwerte nur ein Symptom in einer ganzen Reihe von Veränderungen des Körpers sind. Für sie steht das metabolische Syndrom mit seinem Zusammenspiel von Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes im Mittelpunkt. Hier sehen Sie abgesehen von erblich bedingten Stoffwechselerkrankungen vorwiegend Änderungen bei Lebensstil und Ernährung als Lösung für überhöhte Cholesterinspiegel.
Zurzeit sind die meisten Aussagen zum Cholesterinspiegel und seinem Einfluss auf Herz-Kreislauf-Ereignisse selbst für Experten schwer zu bewerten. Die dahinter liegenden Mechanismen im menschlichen Körper sind sehr komplex. Es deutet einiges darauf hin, dass der akute Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folge einer ganzen Reihe von krankhaften Veränderungen sein könnte.
Viele Ärzte sind inzwischen überzeugt, dass ein erhöhter Cholesterinspiegel allein das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse nicht erhöhen muss. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf, der auch die Rolle der Statine in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch besser beleuchten wird.
Wichtig zu wissen: Allein mit der Umstellung der Ernährung auf den Cholesterinspiegel Einfluss zu nehmen, ist sehr schwierig. Wir haben bereits in der Einleitung zu diesem Beitrag gesehen, dass wir nur einen Bruchteil des Cholesterins über die Nahrung aufnehmen.
Nahrungsergänzungen als natürliche Statine?
Vereinzelt werden bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zur Senkung des Cholesterinspiegels angeboten. Die meisten dieser Produkte sind umstritten. So gilt etwa Rotschimmelreis nicht als harmlose, natürliche Alternative zu Statinen. Dieses Nahrungsergänzungsmittel kann ebenfalls intensive Nebenwirkungen haben.
Auch andere Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln zur Senkung des Cholesterinspiegels wie Berberin sind umstritten. Eine Möglichkeit, Cholesterinwerte natürlich zu senken, ist die vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen.
Ebenso weisen wissenschaftliche Studien auf einen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei der Senkung der Blutfettwerte, respektive der Senkung des Risikos für Herz-Kreislauf-Ereignisse hin.
Den Cholesterinspiegel schnell senken
Was senkt schnell den Cholesterinspiegel? Diese Frage mögen Sie sich stellen, wenn Ihr Arzt Ihnen erhöhte Werte bescheinigt. Die meisten Statine zeigen schon im ersten Jahr ihrer Anwendung positive Wirkungen.
Eine relativ schnelle Wirkung lässt sich nach derzeitigem Kenntnisstand auch durch die Erhöhung des Ballaststoffanteils in der Ernährung erreichen. Wenn Sie in Ihrer Ernährung auf einen Ballaststoffanteil von 20 bis 40 % achten, kommt das den Blutfettwerten zugute. Ballaststoffe sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die unter anderem den "guten" Darmbakterien als Nahrung dienen.
Achten Sie in Ihrer Nahrung auf Bestandteile wie Flohsamen, Leinsamen, viel unbeschwertes Obst und Gemüse. Entscheiden Sie sich vermehrt für Vollkorn-Varianten bei Brot und Backwaren. Alle diese genannte Nahrungsmittel versorgen Sie mit den wertvollen Ballaststoffen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Statine
Sind Statine wirklich notwendig?
Was machen Statine im Körper?
Was sind die Nebenwirkungen von Statinen?
Welche Statine haben die wenigsten Nebenwirkungen?
Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!
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