Schätzungen zufolge leiden weltweit 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung unter Schlafstörungen. In Deutschland sind es laut dem Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2017 34 Millionen Menschen. Das wäre ein Anteil von sogar 40 Prozent. Bei berufstätigen Bundesbürgern zwischen 35 und 65 Jahren sind demnach Schlafstörungen allein seit 2010 um 66 % gestiegen. 10 % leiden unter Insomnie, einer besonders schweren Form der Schlafstörung. Insgesamt fühlen sich nach der Studie 80 Prozent aller Arbeitnehmer betroffen.
Nur die wenigstens Betroffenen lassen sich ärztlich behandeln, und eine verschwindend geringe Minderheit meldet sich bei ihren Arbeitgebern krank. Das bedeutet für Unternehmen, dass fast die Hälfte ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – 43 % – müde zur Arbeit erscheinen. Knapp ein Drittel (31 %) ist am Arbeitsplatz regelmäßig erschöpft. Und im Vergleich zum Jahr 2010 nehmen gegenwärtig fast doppelt so viele Erwerbstätige nachts ein Schlafmittel.
Was sind die Ursachen für Schlafstörungen? Welche Formen gibt es?
Die Auslöser von Schlafstörungen sind sehr unterschiedlich. Sie können auf vermehrtem Stress beruhen, auf körperlichen Erkrankungen wie chronischen Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder Rheuma. Zu den unmittelbaren Schlafkrankheiten gehören Schlafapnoe (Atmungsaussetzer während der Nacht) Schnarchen sowie Narkolepsie (plötzliche Schlafattacken).
Für die direkten Schlafkrankheiten sind unter anderem eine schwach ausgebildete Muskulatur des Rachenraums oder auch veränderte Hirnprozesse verantwortlich. Stressbedingte Schlafstörungen können durch psychische Probleme – Burnout, Depressionen, Angstzustände, Schichtarbeit oder Jetlags ausgelöst werden.
Darüber hinaus gibt es "selbst gemachte" Ursachen für Schlafstörungen, beispielsweise jede Form von Sucht nach Alkohol, Drogen oder bestimmten Medikamenten, die sich negativ auf einen gesunden Schlafrhythmus auswirken.
Schlafstörungen im Überblick
Hier eine Übersicht über bekannte Symptome von Schlafstörungen mit einer kurzen Beschreibung.
Insomnie
- Einschlafstörungen: die Person braucht mehr als 30 Minuten zum Einschlafen, und zwar mindestens viermal in der Woche und länger als einen Monat
- Durchschlafstörungen: nach nächtlichem Aufwachen braucht die Person länger als 30 Minuten, um wieder einzuschlafen, ebenfalls mindestens viermal wöchentlich und länger als einen Monat
Direkte bzw. organische Schlafkrankheit
- Schnarchen: die Betroffenen geben laute bis sehr laute Atemgeräusche von sich, vor allem in der Rückenlage
- Schlafapnoe (Atmungsaussetzer): gekennzeichnet durch Atempausen im Schlaf, plötzliches tiefes Luftholen, verbunden mit starken Schnarchgeräuschen, insgesamt schlechter Schlaf und Müdigkeit über Tag
- Narkolepsie (plötzliche Schlafattacken): plötzlich auftretende Müdigkeit und Einschlafen tagsüber, oft in Kombination mit Lähmungserscheinungen der Muskeln
- Restless-Legs-Syndrom (unruhige Gliedmaßen): längere Einschlafdauer, die Gliedmaßen, vor allem die Beine, zucken in den Ruhephasen, die Schlafqualität wird insgesamt reduziert
Hypersomnie
- Übermäßiges Schlafbedürfnis: stark gesteigertes Bedürfnis nach Schlaf bei trotzdem vorhandener Tagesmüdigkeit
Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung
- Arrhythmisches Schlafbedürfnis (passt nicht zum Tag-Nacht-Rhythmus): Schlaf ist grundsätzlich möglich, passt aber nicht zur jeweiligen Tageszeit, beispielsweise aufgrund von Schichtarbeit oder Jetlag
Parasomnie
- Bruxismus (Zähneknirschen): die Zähne werden aneinander gerieben, es kommt zu Schmerzen in der Kiefermuskulatur
- Schlafwandeln: das Bett wird verlassen, die Person geht umher, ohne sich später daran zu erinnern
- Pavor nocturnus (nächtliche Panikattacken): plötzliches Aufwachen in der Tiefschlafphase, häufig eingeleitet durch einen lauten Aufschrei, begleitet von Angstzuständen
- Albträume: stark beunruhigende Gefühle beim Träumen, abruptes Erwachen aus der REM-Schlafphase
Wie werden Schlafstörungen diagnostiziert?
Für eine exakte Diagnose bzw. für die Abklärung des spezifischen und individuellen Störungsbildes gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen können die Betroffenen ihre subjektiven Erfahrungen und Eindrücke festhalten, zum Beispiel durch die Beantwortung von Fragebögen oder in einem Schlaftagebuch. Schläft die Person mit einer Partnerin oder einem Partner im gleichen Raum oder Bett, kann die zweite Person nützliche Informationen liefern, da sie Phänomene wie Schnarchen oder starke Bewegungen der Gliedmaßen meist besser wahrnimmt als die betroffene Person.
Zum anderen können in einem Schlaflabor auf objektive Weise Daten gesammelt werden. Die Untersuchungen dort dauern in der Regel drei Nächte mit einer definierten Abfolge von Eingewöhnung, Datenerhebung und Auswertung von Tests des Therapieerfolges. Für die Datenerhebung werden folgende Parameter gemessen:
- Hirnströme
- Augenbewegungen
- Muskel- und Herzaktivität
- Pulsfrequenz
- Atembewegungen der Brust und Atemfluss
- Sauerstoffsättigung im Blut
- Schnarchgeräusche
- Bewegungen der Gliedmaßen bzw. Beine
Zusätzlich werden die betroffenen Personen nach ihren persönlichen, subjektiven Einschätzungen befragt sowie auf ihre Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistungen am folgenden Morgen getestet.
Je nach Untersuchungsergebnis kommen zur anschließenden Behandlung Schlafmittel als medikamentöse Hilfe genauso infrage wie Psychotherapien oder technische Hilfsmittel, zum Beispiel Überdruckbeatmung, Schnarchschienen oder Lichttherapien.
Wann sind Schlafmittel sinnvoll?
Schlafmittel können bei Schlafstörungen der betroffenen Person helfen, sich besser zu entspannen. Trotzdem lösen Schlafmittel nicht das eigentliche Problem oder die Ursache, die der Schlafstörung zugrunde liegt. Deshalb dürfen sie nur ein erster Schritt sein. Wenn Sie unter Schlafstörungen leiden und nichts dagegen unternehmen, kann das schwerwiegende Folgen haben – eventuell eine dauerhafte körperliche Erkrankung oder auch Depressionen.
Leider bleiben viele Betroffene – auch aus eigener Nicht-Aktivität – mit dem Problem alleine. Es ist wichtig, sich bei Schlafstörungen Unterstützung zu suchen. Das kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sein, aber auch das Team Ihrer Apotheke oder eine entsprechende Beratungseinrichtung.
Welche pflanzlichen Schlafmittel gibt es und sind zu empfehlen?
Pflanzliche Schlafmittel werden zum Teil seit Jahrhunderten genutzt und sind durchaus nützliche Helfer gegen Schlafstörungen. Von ihrer Wirkung her können sie in der Regel nicht mit chemischen Mitteln mithalten, dafür sind sie im Gegenzug gesünder und tragen kein so starkes Suchtpotenzial in sich, wie das bei einem künstlich hergestellten Schlafmittel der Fall sein kann.
An erster Stelle der pflanzlichen Schlafmittel steht ein Extrakt aus der Baldrianwurzel, gefolgt von Passionsblume, Melisse und Hopfen. Sind die Schlafstörungen von Angstzuständen und depressiven Stimmungslagen begleitet, können Lavendelblüten oder Johanniskraut eingenommen werden – einzeln oder in Kombination. Die beiden Kräuter wirken auf milde Art stimmungsaufhellend und angstlösend, was erwiesenermaßen zu einem besseren Schlaf und mehr Ausgeglichenheit beiträgt.
Wie bei vielen pflanzlichen Produkten im Bereich der Heilmittel ist die Studienlage nach schulmedizinischen und wissenschaftlichen Standards nicht besonders ausgeprägt. Die lange Geschichte dieser Pflanzen in der Naturmedizin als Schlafmittel wird jedoch durch persönliche Erfahrungen zahlreicher Anwender in Bezug auf schlaffördernde Effekte unterstützt.
Es gibt allerdings nähere Untersuchungen über Baldrian, die darauf hindeuten, dass er über das sogenannte GABAerge-System auf das Gehirn einwirkt. GABA ist die Abkürzung für den englischen Begriff "Gamma-Amino-Butyric Acid" eine Aminobuttersäure. An den Nervenzellen gibt es GABA-Rezeptoren, die diesen Botenstoff der Aminobuttersäure binden und auf die Nervenzellen eine hemmende Wirkung ausüben. Auf diese Weise kann Baldrian einen gesunden Schlaf fördern.
Bei pflanzlichen Heilmitteln kommt noch ein anderer Effekt hinzu. Im Gegensatz zu einem künstlich-chemischen Schlafmittel, das kurz mit einem Glas Wasser als Begleitung geschluckt wird, kann die Einnahme pflanzlicher Schlafmittel zu einer Art Ritual werden, denn die Zubereitung dauert länger. Dies wiederum kann dabei helfen, feste Schlafenszeiten für jeden Tag zu etablieren, was einer gesunden Nachtruhe ebenfalls förderlich ist. Ideal ist die Einnahme eine halbe oder ganze Stunde vor dem Zubettgehen, um den Schlafdruck langsam steigen zu lassen.
Wie wirken sich Schlafmittel bei dauerhaftem Gebrauch aus?
Natürliche Schlafmittel sind auch bei längerer Anwendung in der Regel unbedenklich. Häufig ist diesbezüglich sogar einiges an Geduld gefragt, denn Präparate auf Pflanzenbasis benötigen nicht selten zwei bis drei Wochen, bis sie ihre wohltuende Wirkung voll entfalten.
Chemische Schlafmedikamente wie zum Beispiel Antihistamine – die stärksten ohne Rezept erhältlichen Schlafmittel – sollten nach gängiger Auffassung nicht länger als zwei Wochen am Stück genommen werden. Danach sinkt der Wirkungsgrad aufgrund des Gewöhnungseffektes.
Hinzu kommt, dass rezeptfrei nicht gleichzusetzen ist mit harmlos. Vor allem bei älteren Menschen und bei Personen, die noch andere Medikamente einnehmen, kann es zu unerwünschten Neben- und Wechselwirkungen wie Verstopfung oder anhaltender Mundtrockenheit kommen. Dies gilt besonders, wenn höhere oder nicht empfohlene Dosierungen geschluckt werden. Antihistaminika sind auch mit Vorsicht anzuwenden, wenn Sie unter Grünem Star oder einer Prostatavergrößerung leiden. Diese Menschen sollten sich unbedingt von ihrem Arzt oder in ihrer Apotheke ausführlich beraten lassen.
Was lässt sich mit Schlafmitteln erreichen?
Schlafmittel auf pflanzlicher Basis, aber auch Schlaftabletten sorgen für eine gewisse Entlastung, weil von Schlafstörungen betroffene Menschen erst einmal wieder gut ein- und durchschlafen können. Dies sollte einhergehen mit einem Training in puncto Schlafhygiene, zum Beispiel jeden Tag zur gleichen Uhrzeit ins Bett zu gehen und zur gleichen Zeit aufzustehen.
Schlafmittel sollten lediglich eine Unterstützung zur Selbsthilfe sein. Auf Dauer müssen die eigentlichen Ursachen ergründet und beseitigt werden. Letztendlich geht es nicht nur um die gestörte Nachtruhe. Wer permanent schlecht schläft, setzt sich selbst auch tagsüber aufgrund von Müdigkeit ernsthaften Gefahren aus: Das Potenzial für Stürze und Unfälle erhöht sich, schlechte Stimmungslagen können sich zu dauerhaften Depressionen entwickeln.
Welche Nebenwirkungen können bei Schlafmittelgebrauch auftreten?
Der Schritt von pflanzlichen und rezeptfreien hin zu verschreibungspflichtigen Schlafmitteln ist oft nicht weit. Zur letzteren Gruppe gehören vor allem die sogenannten Tranquilizer oder Benzodiazepine, Neuroleptika und Antidepressiva. Sie können unter anderem Nebenwirkungen auslösen wie Übelkeit und Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Tagesmüdigkeit sowie in schweren Fällen Störungen des Stoffwechsels und Depressionen.
Ein weiteres Problem ist, dass die starken Schlafmittel bekanntermaßen nicht nur die natürlichen Schlafzyklen verändern, sondern nach einiger Zeit auch zur Abhängigkeit führen. Beides zusammen wirkt sich auf die psychische Gesundheit der betroffenen Personen aus und kann ganze Lebensläufe in negativem Sinne völlig auf den Kopf stellen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Schlafmittel
Wann sollte man Schlaftabletten nehmen?
Wie lange dauert es bis eine Schlaftablette wirkt?
Was passiert, wenn man regelmäßig Schlaftabletten nimmt?
Wie schnell wird man abhängig von Schlaftabletten?
Was sind typische Schlafmittel?
Was ist ein starkes Schlafmittel?
Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!
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