Die Schilddrüse
Ein kleines Organ in unserem Kehlkopf kann viel durcheinanderbringen in unserem Körper. Was eine Über- oder Unterfunktion ist und was Sie im Alter hinsichtlich der Schilddrüse beachten sollten, erfahren Sie im aktuellen Ratgeberartikel.
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Funktion und Zweck der Schilddrüse
Die Schilddrüse (mediz.: Thyroidea) ist zwar klein, aber enorm wichtig für den menschlichen Stoffwechsel. Das Organ in Schmetterlingsform ist für die Produktion verschiedener, stoffwechselrelevanter Hormone verantwortlich. Sehr wichtig sind dabei die Hormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4). Sie beeinflussen unter anderem den Sauerstoffverbrauch der Zellen, die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen, das Herz-Kreislauf-System und den Magen-Darm-Trakt sowie die Entwicklung bei Ungeborenen und Kindern.
Krankhafte Veränderungen der Schilddrüse haben also Auswirkungen auf viele Bereiche im Körper.
Wenn die Schilddrüsenfunktion gestört ist
Eine Störung der Schilddrüse ist nicht selten. Man geht davon aus, dass jeder dritte Deutsche betroffen ist. Schilddrüsenfunktionsstörungen treten häufig im Zusammenhang mit sogenannten „Hormonanpassungsphasen" wie Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre auf. Die wohl bekanntesten Störungen der Schilddrüse sind wohl die Überfunktion und die Unterfunktion.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bildet das Organ zu wenig Hormone. Die Symptome einer Unterfunktion sind individuell verschieden und in der Regel unspezifisch. Unter anderem sind zeigen sich die Symptome in Form von Schlafstörungen, Haarausfall, Gewichtszunahme, Müdigkeit und depressive Verstimmung. Eine Schulddrüsenunterfunktion äußert sich bei älteren Menschen anders, als bei jüngeren Erwachsenen. Die Symptome treten dort selten gleichzeitig auf. Oftmals leiden Ältere im Falle einer Unterfunktion unter Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit oder Depressionen.
Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion sind meist nicht angeboren. Vielmehr ist sie eine Folge von Zerstörung intakten Schilddrüsengewebes.
Bei der Schilddrüsenüberfunktion hingegen produziert der Körper zu viele Schilddrüsenhormone. Da diese Hormone stimulierend auf das Herz-kreislauf-System wirken, erhöht sich der Puls bis hin zu Herzrasen. Die Symptome sind hier vor allem Gewichtsabnahme, Haarausfall, verstärktes Schwitzen, Wärmeintoleranz, warme, feuchte Haut und Verdauungsstörungen. Ursachen für eine Überfunktionen können konkrete Erkrankungen wie Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung und die funktionelle Autonomie, eine Erkrankung der Schilddrüse selbst, bei der diese nicht mehr den Kontrollimpulsen des Gehirns folgt, sein.
Krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse
Eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse, auch Struma (mediz. für „Kropf“) genannt, tritt in der Regel durch Jodmangel auf, das neben Eiweiß der wichtigste Baustein der Hormonproduktion in der Drüse ist. Weniger häufige Ursachen sind Tumore oder Schilddrüsenautonomie. Jod kann der menschliche Körper nicht selbst produzieren, es muss durch die Ernährung zugeführt werden. Der tägliche Bedarf liegt für Erwachsene über 50 Jahre bei 180 Mikrogramm, wovon bis zu 80 % des aufgenommenen Jods in die Schilddrüse wandern. Erhält die Hormondrüse zu wenig Baustoffe, verringert sich die Produktion von T3 und T4, was das Gehirn dazu bringt, den Befehl zur stärkeren Produktion zu geben. Die Schilddrüse reagiert dann mit einer Zellvergrößerung.
Die Vergrößerung der Schilddrüse ist im frühen Stadium nur durch eine Ultraschalluntersuchung feststellbar und von Betroffenen kaum bemerkbar. In schlimmeren Fällen ist die Größe der Struma sichtbar und tastbar verändert. Hier treten dann auch Symptome wie ein Druck- oder Engegefühl im Halsbereich, ein Räusperzwang oder Schluckstörungen auf. Behandelt wird die Vergrößerung oft durch die Zugabe von Jod, medikamentös, operativ oder nuklearmedizinisch.
Hashimoto-Thyreoiditis: chronische Entzündung
Die von Hakaru Hashimoto entdeckte Krankheit ist eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem des eigenen Körpers das Schilddrüsengewebe angreift. Dadurch ist die Schilddrüse chronisch entzündet. Entzündungen der Schilddrüse machen 1 - 3% aller Schilddrüsenerkrankungen aus. Dies führt langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Meist erkranken Betroffene zwischen dem 30. Und 50. Lebensjahr. Bei Frauen, die wesentlich häufiger von der Erkrankung betroffen sind, beginnt die Krankheit oft in den Wechseljahren. Die genauen Ursachen für Hashimoto sind bisher nicht bekannt. Ebenso existiert derzeit keine ursächliche Therapie.
Im Gegensatz zu den anderen Schilddrüsenerkrankungen, ist bei Hashimoto zu Zugabe von Job schädlich, da ein Zusammenhang von zu viel Job und Hashimoto vermutet wird.
Die Schilddrüse im fortgeschrittenen Lebensalter
Die Veränderungen des Schilddrüsengewebes nehmen im Alter gewöhnlich zu. Nicht immer werden die Erkrankungen erkannt. Es sind Studien zufolge 5 bis 20 Prozent der Frauen und 3 bis 8 Prozent der Männer über 50 Jahren von einer latenten Schilddrüsenerkrankung betroffen.
Bei Menschen ab 65 Jahren hält die Medizin eine leichte Unterfunktion für normal, da der TSH-Wert altersbedingt gewöhnlich höher ist. Dies macht die Diagnose einer Unterfunktion schwieriger. Daher raten die Ärzte bei einem gering erhöhter TSH-Wert diesen zunächst einmal nur zu kontrollieren und nicht sofort zu behandeln. In manchen Fällen pendelt sich der TSH-Wert wieder ein und eine Hormonbehandlung, die auch Nebenwirkungen birgt, ist nicht notwendig.
Auch bei der Überfunktion gibt es im Alter Besonderheiten. Bei älteren Personen zeigen sich die Symptome häufig allein durch Herzrhythmusstörungen, Gewichtsverlust und Müdigkeit. Die Herzbeschwerden führen im Alter zu Vorhofflimmern, was bei jüngeren Betroffenen höchst selten der Fall ist. Da die Symptome zudem meist nicht gleichzeitig auftreten, ist eine Schilddrüsenüberfunktion im Alter schwerer zu diagnostizieren.
Auch bei der Überfunktion ist, aufgrund der kardialen Nebenwirkungen von Hormontabletten Vorsicht bei der Behandlung geboten. Es sollte mit einer niedrigen Dosis begonnen und der Wirkstoff langsamer als bei jungen Patienten eingeschlichen werden. Noch bedachter sollte bei Personen mit koronarer Herzkrankheit vorgegangen werden. Auch Radiojodtherapie ist eine Möglichkeit, eine Schilddrüsenüberfunktion im Alter zu behandeln. Eine Schilddrüsenüberfunktion ist sowohl in jungen Jahren als im Alter unter allen Umständen behandlungsbedürftig.
Ein niedriger TSH-Wert gilt als unabhängiger Risikofaktor für Demenz. Das heißt, manifeste Schilddrüsenfunktionsstörungen spielen eine große Rolle bei der Entwicklung von Demenzerkrankungen.
Störungen frühzeitig erkennen
Es ist ratsam, vor allem im fortgeschrittenen Lebensalter, regelmäßig ein großes Blutbild beim Arzt machen zu lassen. Dabei werden auch die Schilddrüsenwerte ermittelt. Besonders interessant ist der TSH-Wert. TSH ist ein Hormon, das in der Hirnanhangsdrüse die Hormonproduktion der Schilddrüse steuert. Hierbei liegt ein Wert von 0,4 bis 4 Milli-Units pro Liter (mU/L) im Normbereich. Ist der TSH-Wert erhöht, deutet dies auf eine Unterfunktion hin. In manchen Fällen ist der Wert jedoch erhöht und die Werte der Schilddrüsenhormone sind trotzdem normal. Dann spricht man von einer sogenannten latenten Schilddrüsenunterfunktion.
Neben der Blutuntersuchung sollten sich Personen ab 40 Jahre regelmäßig einer Vorsorgeuntersuchung der Schilddrüse unterziehen. Dabei wird die Schilddrüse per Hand abgetastet und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Allerdings werden die Kosten für diese Untersuchung in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen.
Behandelt werden Schilddrüsenstörungen in der Regel mit entsprechenden Hormontabletten. Wenn bei veränderten Blutwerten noch keine Beschwerden vorliegen, kann es sinnvoll sein, die Werte erneut zu kontrollieren. Teilweise reguliert sich der TSH-Wert wieder und eine sofortige Einnahme von Hormonen könnte den Betroffenen nur zusätzlich belasten.
Achten Sie also vor allem im Alter auf Ihre Schilddrüse. Ihr Körper wird es Ihnen danken.
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