Essen ist ein elementares körperliches Bedürfnis. Hunger signalisiert, dass der Körper dringend neue Energie benötigt. Meist ist er mit Appetit verbunden, der sich auf bestimmte Speisen oder Lebensmittel richten kann. Wenn kein Hungergefühl besteht und auch der Appetit verloren geht, ist im System des Körpers etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Die Ursachen dafür können unterschiedlich sein. Oft sind die Gründe dafür harmlos – nach kurzer Zeit kommen Hunger und Appetit von allein zurück. Länger anhaltende Appetitlosigkeit kann jedoch auch ein Symptom psychischer oder physischer Erkrankungen sein. In bestimmten Lebensphasen – beispielsweise zu Beginn der Schwangerschaft oder im höheren Lebensalter – ist oft der Appetit vermindert. Ebenso können bestimmte Therapien und Medikamente dazu führen, dass zeitweise kein Hungergefühl mehr besteht. Eine ärztliche Abklärung ist angeraten, wenn die Appetitlosigkeit über einen längeren Zeitraum besteht.
Was ist Appetitlosigkeit?
Appetitlosigkeit ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Wenn kein Hungergefühl besteht, kann das auf kurzfristige Störungen des Wohlbefindens, aber auch auf eine behandlungsbedürftige Grunderkrankung verweisen.
Bei Appetitlosigkeit – in der Medizin auch als Inappetenz bezeichnet – besteht nur geringes oder kein Verlangen nach Essen. Gleichzeitig ist kein Hungergefühl mehr vorhanden. Zum Teil empfinden Betroffene bereits beim Anblick von Speisen Abneigung oder sogar Ekel. Besteht über einen längeren Zeitraum kein Hungergefühl, kommt es zu Gewichtsverlusten. Ein krankheitsbedingter dauerhafter Verlust des Hungergefühls kann eine stark ausgeprägte Abmagerung nach sich ziehen. Sie tritt beispielsweise als eine Begleiterscheinung fortgeschrittener Krebserkrankungen auf und wird dann als Kachexie bezeichnet.
Die verminderte Nahrungsaufnahme kann zu weiteren Symptomen und Beschwerden führen. Menschen, die unter Appetitlosigkeit leiden oder kein Hungergefühl verspüren, klagen häufig über Müdigkeit. Auf längere Sicht kommt es zum Abbau von Muskelmasse. Ebenso kann der Verlust des Hungergefühls zu einem Nährstoffmangel führen, der sich beispielsweise durch Störungen wichtiger organischer Funktionen und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit bemerkbar macht.
Weitere mögliche Begleitsymptome von Appetitlosigkeit sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sowie Schmerzen im Magen oder in der Bauchregion. Zum Teil entwickelt sich eine starke Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel. Beispielsweise wird bei Appetitlosigkeit der Verzehr von Fleisch abgelehnt. Zudem werden Fleisch und Fleischprodukte schlecht vertragen.
Appetit und Hunger – wie unterscheiden sie sich voneinander?
Kurzzeitig keinen Appetit zu haben, passiert im Leben jedem Menschen – meist gehen solche Phasen schnell vorbei. Ursachen dafür können Stress oder eine leichte Magenverstimmung sein. Auch glücklich Verliebte stehen im Ruf, dass sie durch positive Gefühle und die Wirkung der Hormone für einige Zeit den Appetit verlieren. Ebenso gibt es Menschen, die grundsätzlich genügsam essen und nur wenig Appetit verspüren – appetitlos sind sie deshalb nicht, in der Regel aber schlank. In diesen Fällen besteht kein Grund zur Sorge. Problematisch ist Appetitlosigkeit dann, wenn Menschen, die bisher gute Esser waren, plötzlich keinen Appetit und kein Hungergefühl mehr verspüren. Ein solches Szenario zeigt häufig eine Krankheit an.
Hunger und Appetit sind nicht identisch. Appetit steht in direktem Zusammenhang mit unserer psychischen Verfassung. Er beschreibt die Lust auf Essen und Genuss. Gleichzeitig wirkt er als physischer Reiz für den Organismus, der in Erwartung des anstehenden Essens ausreichend Verdauungssäfte produziert, um es zu verwerten. Wir alle kennen das Gefühl, wenn uns beim Anblick leckerer Speisen, bei ihrem Geruch oder dem bloßen Gedanken daran "das Wasser im Mund zusammenläuft". Appetit und Hunger können direkt miteinander gekoppelt sein, müssen es aber nicht. Auch im gesättigten Zustand können Menschen Appetit verspüren.
Hunger ist dagegen das Signal, das anzeigt, dass der Körper frische Energie und folglich Nahrung braucht. Während der Appetit stark von Sinneseindrücken beeinflusst wird, drückt Hunger ein reines körperliches Verlangen aus. Schwindet das Bedürfnis nach Essen und Nahrungsaufnahme, geht zuerst der Appetit verloren. Hält die Appetitlosigkeit länger an, ist früher oder später auch kein Hungergefühl mehr vorhanden.
Verspüren Menschen über längere Zeit keinen Appetit und/oder kein Hungergefühl, ist in der medizinischen Fachsprache von Anorexie die Rede. Damit ist aber nicht die sogenannte Magersucht oder Anorexia nervosa gemeint, die vor allem bei jungen Menschen auftritt. Bei Anorexia nervosa handelt es sich um eine Essstörung, die unter anderem auf einem gestörten Körperbild beruht. Betroffene möchten ihre Nahrungsaufnahme deshalb auf ein Minimum reduzieren. Hierdurch kann es zu schwersten und potenziell tödlichen Unterernährungszuständen kommen. Die Behandlung einer Anorexia nervosa erfordert ein ganzheitliches Konzept, das auf die Normalisierung des Körpergewichts und des Essverhaltens ausgerichtet ist und Psychotherapie sowie verhaltenstherapeutische Interventionen einschließt.
Wie entstehen Appetit und Hunger?
Hinter der Entstehung von Hunger, Sättigungsgefühlen und Appetit als der Lust auf Essen stehen komplexe Vorgänge, an denen körperliche Reize, Hormone und neuronale Botenstoffe beteiligt sind. Das Hunger- und Sättigungszentrum unseres Körpers befindet sich im Hypothalamus – einem Bereich des Zwischenhirns, der vegetative Reaktionen wie das Hungergefühl, aber auch Gefühle wie den Appetit beeinflusst. Jedoch wirken an der Regulierung von Appetit und Hunger auch verschiedene Steuerungs- und Kontrollinstanzen des Großhirns mit. Auf das Essverhalten nehmen Sinnesreize, Willensentscheidungen und andere Facetten unserer Psyche Einfluss.
Grundsätzlich gilt, dass Appetit als psychische Wahrnehmung betrachtet werden kann – dagegen ist Hunger ein körperliches Signal. Wer nicht nur Appetit verspürt, sondern physisch hungrig ist, muss durch die Nahrungsaufnahme möglichst schnell auf ein Notsignal des Körpers reagieren. Ausgelöst wird Hunger durch einen akuten Mangel an Nahrungsenergie. Im Normalfall signalisiert uns auch unsere innere Uhr, wann es an der Zeit ist, Nahrung aufzunehmen.
Ein Mangel an Hunger oder Appetit ist ein Warnsignal, das auf Störungen des körperlichen oder seelischen Gleichgewichts hinweist. Einfach auszumachen sind die Ursachen nicht in jedem Fall, da Körper und Psyche in einer engen Verbindung miteinander stehen.
Kein Appetit und kein Hungergefühl – wann sollte ich zum Arzt?
Kurzzeitige Appetitlosigkeit ist in der Regel kein Problem. Das Gleiche gilt, wenn Sie die Ursache dafür kennen. Bei einem akuten Infekt, bei Stress und bei vielen anderen Alltagsbelastungen ist es zunächst nicht bedrohlich, kein Hungergefühl und keinen Appetit zu verspüren. Allerdings sollten Sie nach kurzer Zeit wieder normal essen können und Spaß am Essen haben. Alarmzeichen sind, wenn Sie für längere Zeit kein Hungergefühl verspüren oder wenn mit der Appetitlosigkeit ein ungewollter Gewichtsverlust verbunden ist.
Beispiel: Sie haben eine stressige Lebensphase hinter sich gebracht, in der Sie oft kein Hungergefühl verspürten. Inzwischen leben Sie wieder einen ruhigeren Alltag. Hunger oder Appetit haben Sie trotzdem nicht. Ihre Waage zeigt an, dass Sie Gewicht verloren haben. In einem solchen Fall spricht nichts dagegen, wenn Sie für einige Tage selbst beobachten, wie sich Ihr Gewicht und Ihr Appetit entwickeln. Wenn Sie weiterhin kein Hungergefühl verspüren, sollten Sie möglichst bald einen Arzt zurate ziehen.
Kein Hungergefühl: Ursachen
Wenn Sie kurzfristig oder über einen längeren Zeitraum kein Hungergefühl verspüren, kann es dafür vielfältige Ursachen geben. In allgemeiner Form lassen sie sich in die folgenden Gruppen unterteilen:
- Seelische Belastungen und psychische Erkrankungen
- Körperliche Krankheiten
- Medikamente und Therapien
- Alkohol, Drogen oder Vergiftungen
- Lebensumstände und Lebensphasen
Seelische Belastungen und psychische Erkrankungen
Stress und andere seelische Belastungen sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen wirken sich häufig auf den Appetit und die Nahrungsaufnahme auf. Allerdings reagieren Menschen hier unterschiedlich. Zum Teil verspüren sie kein Hungergefühl, jedoch ist vor allem in Stressphasen ein gesteigerter Appetit nicht ungewöhnlich. In den Bereich der psychischen Ursachen für Appetitlosigkeit fallen auch Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie, bei denen es sich allerdings um sehr spezifische Krankheitsbilder handelt.
Körperliche Krankheiten
Körperliche Erkrankungen führen oft dazu, dass kein Appetit und kein Hungergefühl bestehen. Beispiele hierfür sind:
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum
- Akute Magenentzündung (Gastritis)
- Akute Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis)
- Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Durchblutungsstörungen des Darmes
- Leberentzündungen und Leberzirrhose
- Infektionskrankheiten
- Stoffwechselstörungen und hormonelle Erkrankungen (beispielsweise Diabetes, Nebenrindeninsuffizienz/Morbus Addison, Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse)
- Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz
- Nierenerkrankungen, Nierenversagen
- Migräne
- Autoimmunerkrankungen
- Krebs
Potenzielle Auswirkungen auf den Appetit können so gut wie alle körperlichen Erkrankungen haben. Bei Erkrankungen des Verdauungstraktes ist dieser Zusammenhang offensichtlich. Jedoch wirken sich auch viele andere Krankheiten auf das Allgemeinbefinden aus, sodass sich oft kein Hungergefühl mehr einstellt. Ebenso können Appetitlosigkeit, kein Hungergefühl und ein damit einhergehender Gewichtsverlust erste Anzeichen für eine Krankheit sein. Berücksichtigt werden müssen dabei auch Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien, die ebenfalls zum Auslöser von Appetitlosigkeit werden können.
Medikamente und Therapien
Zahlreiche Medikamente nehmen Einfluss auf den Appetit. Appetitmindernd können beispielsweise die folgenden Präparate wirken:
- Bestimmte Herzmedikamente (Digitalis, Kalzium-Antagonisten
- Diabetesmedikamente
- Hochdosiertes Vitamin D
- Antibiotika
- Morphin und andere Opioide
- Amphetamine
Chemo- und Radiotherapien zur Behandlung einer Krebserkrankung wirken auf den gesamten Organismus. Neben zum Teil sehr starken Allgemeinbeschwerden ziehen sie beispielsweise Geschmacksveränderungen, Schleimhautentzündungen und andere Symptome nach sich, die in direktem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme stehen. Auch die Krebserkrankung selbst führt dazu, dass sich der Appetit verändert und zum Teil kein Hungergefühl mehr besteht. Bestandteil der Therapie von Krebs ist oft eine Ernährungsberatung, um solche Auswirkungen der Behandlung und der Krankheit frühzeitig aufzufangen und eine krebsbedingte Mangelernährung zu vermeiden. In der Psychoonkologie spielen Ernährungsfragen ebenfalls häufig eine Rolle.
Nach Magenoperationen – einer vollständigen oder teilweisen Resektion des Magens – vermindert sich der Appetit zunächst fast immer deutlich. Zum Teil sind auch andere Organe des Bauchraums von einer solchen Operation betroffen. Betroffene verlieren durch ihre Appetitlosigkeit, aber auch durch die beschleunigte Nahrungspassage an Gewicht. Bei einigen Patienten machen sich Mangelerscheinungen bemerkbar. Auch hier wird der behandelnde Arzt eine Ernährungsberatung empfehlen. In der Regel gelingt es im Lauf der Zeit, die Ernährung so anzupassen, dass sich Appetit und Gewicht stabilisieren.
Alkohol, Drogen, Vergiftungen
Der Missbrauch von Alkohol, Medikamenten und Drogen erstreckt sich oft über viele Jahre und kann zu vielfältigen körperlichen Schädigungen führen. Sehr oft verspüren Betroffene über lange Zeiträume kein Hungergefühl – Alkohol und andere Substanzen dämpfen den Appetit oder schalten Appetit und Hunger völlig aus. Begleiterscheinungen von Süchten sind daher oft Mangelernährung und Gewichtsverlust. Gleichzeitig wirkt sich der Einfluss von Suchtmitteln auf die inneren Organe aus. Wenn durch langjährigen Alkoholmissbrauch ein Leberschaden verursacht wird, verschlechtert sich der Appetit auch durch die Folgekrankheit.
Ebenso können Vergiftungen dazu führen, dass kein Hungergefühl besteht. Ein Beispiel dafür sind Bleivergiftungen, die heute vor allem durch berufliche Exposition entstehen. Die früher weit verbreitete Gefährdung der Bewohner älterer Hauser durch verbleite Wasserleitungen spielt dagegen kaum noch eine Rolle. Blei heftet sich ebenso wie zahlreiche andere Giftstoffe an die roten Blutkörperchen und beeinträchtigt hierdurch die Sauerstoffversorgung des Körpers. Gleichzeitig lagert es sich an den inneren Organen ab. Die Folge besteht in verschiedenen Symptomen, zu denen auch Appetitlosigkeit gehört.
Lebensumstände und Lebensphasen
Unter bestimmten Lebensumständen und in einigen Lebensphasen vermindert sich häufig der Appetit:
Höheres Lebensalter
Viele ältere Menschen verspüren nur noch ein geringes oder kein Hungergefühl. Sie tragen deshalb ein erhöhtes Risiko, Untergewicht und Mangelerscheinungen zu entwickeln. Ursachen dafür können Kau- und Schluckbeschwerden, Zahnprobleme, altersbedingte Veränderungen des Geschmacks- und Geruchsempfindens sein. Ebenso führen Krankheiten, Einsamkeit oder einschneidende Erlebnisse wie Trauer durch den Verlust des Lebenspartners dazu, dass Appetit und Hunger schwinden. Problematisch ist im höheren Lebensalter auch, dass der fehlende Appetit und ein möglicherweise bestehendes Untergewicht die Abwehrkräfte und somit das Immunsystem weiter schwächen. Hierdurch steigt die Anfälligkeit für Krankheiten und Infekte, was wiederum den Appetit negativ beeinflusst. Hierdurch kommt ein Teufelskreis in Gang, dem ältere Menschen sowie ihre Angehörigen oder Pflegepersonen möglichst frühzeitig entgegenwirken sollten.
Schwangerschaft
Kein Hungergefühl und Übelkeit mit Erbrechen gehören zu den frühen Anzeichen einer Schwangerschaft. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten leiden die meisten Schwangeren darunter. In dieser Phase ist meist ihr Appetit vermindert. Bei den meisten Frauen klingen diese Beschwerden ab der zehnten Woche ab, sodass sie die nächsten Monate ihrer Schwangerschaft ohne solche Probleme und ohne Appetitstörungen genießen können. Von anhaltender Schwangerschaftsübelkeit über das erste Trimester hinaus ist statistisch gesehen nur eine von jeweils 100 Frauen betroffen. Bei sehr stark ausgeprägtem Schwangerschaftserbrechen können ärztliche Hilfe und ein Klinikaufenthalt nötig werden, um Schwangerschaftskomplikationen zu vermeiden.
In der späten Schwangerschaft – meist zwischen der 30. und 38. Woche – kann es bei einigen Frauen zu Störungen des Leberstoffwechsels kommen, die sich durch Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im rechten Oberbauch sowie durch Appetitlosigkeit bemerkbar machen. Beim Auftreten solcher Symptome oder einer beginnenden Gelbsucht sollte ebenfalls umgehend ein Arztbesuch erfolgen.
Entwicklungsphasen im Kindesalter
Kinder durchlaufen immer wieder Phasen, in denen sie schlecht essen oder scheinbar überhaupt kein Hungergefühl verspüren. Zudem fokussieren sie häufig stark auf bestimmte Lebensmittel und lehnen alle anderen Speisen ab. Ihre Eltern können sie damit zur Verzweiflung bringen. Ein Grund zur Besorgnis oder gar gefährlich ist vorübergehende Appetitlosigkeit im Kindesalter in der Regel nicht, solange das Kind sich körperlich und psychisch gut entwickelt. Das Gleiche gilt, wenn während einer akuten Krankheit kein Hungergefühl vorhanden ist. Wenn ein Kind über längere Zeit schlecht isst, Gewicht verliert und blass, abgeschlagen und erschöpft wirkt, muss ein Kinderarzt hinzugezogen werden.
Konflikte mit der inneren Uhr
Durch Reisen über mehrere Zeitzonen und den damit verbundenen Jetlag, aber auch durch Schicht- und Nachtarbeit entstehen Konflikte mit unserer inneren Uhr, die den Biorhythmus durcheinanderbringen und oft Appetitlosigkeit bewirken. In der Regel passt sich der Körper nach einer Übergangsphase den neuen Gegebenheiten an, sodass das Hungergefühl schnell zurückkommt. Schicht- und Nachtarbeit können jedoch belastend wirken, wenn Menschen diese Arbeitsformen über längere Zeit gewohnt sind. Aspekte sind hier dauerhafte Beeinträchtigungen des Tag- und Nachtrhythmus und die Erfordernis, den persönlichen Alltag in regelmäßigen Intervallen dem Schichtsystem des Unternehmens anzupassen. Hierdurch kann es zu Schlafstörungen, Appetitverlust, Magenproblemen und anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen.
Selbsthilfe bei Appetitlosigkeit
Gegen Appetitlosigkeit können Sie selbst einiges unternehmen. Veränderungen in der Lebens- und Ernährungsweise führen oft dazu, dass sich Ihr allgemeines Wohlbefinden und Ihr Appetit verbessern.
Allgemeine Tipps zur Steigerung des Appetits sind beispielsweise:
- Gesunde Ernährung ohne Selbstkasteiung. Sie sollten generell auf eine ausgewogene und vollwertige Ernährung achten, aber auch essen, was Ihnen wirklich schmeckt
- Häufige kleinere Mahlzeiten
- In Ruhe und mit ausreichend Zeit essen
- Anreize zum Essen schaffen, beispielsweise durch gemeinsame Mahlzeiten mit Freunden und Familie
- Bewegung und Sport
- Stressreduktion und achtsamer Umgang mit der eigenen Person
Verschiedene pflanzliche Stoffe wirken appetitanregend. Eine besondere Rolle spielen die sogenannten Bitterstoffe. Sie finden sich beispielsweise in grünen Blattgemüsen und Salaten wie Chicorée, Endivien, Löwenzahn oder Radicchio. Bitterstoffe wirken appetitsteigernd und regen die Verdauung an. Sie können ausprobieren, ob Ihr Appetit positiv beeinflusst wird, wenn Sie größere Mahlzeiten mit einem solchen Salat kombinieren.
Im Handel und in Apotheken gibt es eine Reihe freiverkäuflicher, in der Regel pflanzlicher Mittel, die appetitanregend wirken sollen. Gegebenenfalls können Sie auch mit Ihrem Arzt besprechen, ob ihre Verwendung sinnvoll ist, wenn Sie kein Hungergefühl verspüren.
Hunger aber kein Appetit – was kann ich dagegen unternehmen?
Appetitlosigkeit tritt in verschiedenen Formen auf. Manche Menschen stellen fest: "Ich spüre den ganzen Tag keinen Hunger mehr" – zum Teil verspüren sie auch keinen Appetit. In anderen Fällen besteht zwar kein Hungergefühl, jedoch bleibt der Appetit erhalten, sodass Betroffene die grundsätzliche Lust am Essen nicht verlieren.
Denkbar – und in der Praxis häufig – ist auch ein entgegengesetztes Szenario, sodass Menschen Hunger, aber keinen Appetit verspüren. Diese Konstellation ist bei Krankheiten und vor allem im höheren Lebensalter häufig. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
- Bei Krankheit produziert der Körper weniger Verdauungssäfte. Der Umstand, dass kein Hungergefühl vorhanden ist, signalisiert, dass der Körper aktuell weniger Nahrung braucht.
- Im Alter nimmt die Aktivität der Verdauungsorgane oft auf Dauer ab. Hierdurch verringert sich das Hungergefühl ebenso wie der Appetit. Gleichzeitig nimmt der Energiebedarf des Körpers ab.
- Die Gestaltung der Mahlzeiten und die ausgewählten Lebensmittel wirken wenig appetitanregend – beispielsweise, wenn ein Mensch dauerhaft allein isst und sich schon deshalb wenig für die Zubereitung schmackhaften Essens interessiert.
Wer für längere Zeit Hunger, aber keinen Appetit verspürt, sollte sich durch appetitsteigernde Maßnahmen Anreize zum Essen schaffen. Hierdurch wird unter anderem ein negativer physiologischer Kreislauf unterbrochen: Durch die Appetitlosigkeit verringert sich die Nahrungsaufnahme und damit die Stimulation der Verdauungsorgane, wodurch der Appetit weiter abnimmt. Kurz: Sie sollten versuchen, trotz Appetitlosigkeit regelmäßig zu essen. Appetitanregend können leicht verdauliche Speisen und Flüssigkeiten wirken. Haben Sie zwar Hunger, aber keinen Appetit und vor allem keine Lust auf feste Nahrung, sollten Sie ausprobieren, ob Sie mit Suppen und nährstoffreichen Getränken wie Smoothies oder Trinknahrung Ihren Appetit verbessern.
Liegt dem Appetitverlust eine Krankheit zugrunde, empfehlen Ärzte und Ernährungsberater zum Teil, hochkalorische flüssige Aufbaunahrung zu verwenden, um den Körper mit ausreichendend Energie zu versorgen und weiterem Gewichtsverlust und Mangelzuständen vorzubeugen. Entsprechende Produkte werden in Apotheken angeboten. Sie können andere Mahlzeiten komplett ersetzen oder zusätzlich verwendet werden.
Kein Hungergefühl und kein Appetit – wann zum Arzt?
Bei kurzzeitiger Appetitlosigkeit, deren Gründe klar ersichtlich sind (beispielsweise Stress oder eine akute, nicht schwerwiegende Krankheit), ist keine ärztliche Behandlung nötig. Wichtig ist ein Arztbesuch dagegen dann, wenn Sie über einen längeren Zeitraum kein Hungergefühl und/oder keinen Appetit verspüren, Sie bereits Gewicht verloren haben oder unter weiteren Beschwerden leiden.
Ihr erster ärztlicher Ansprechpartner bei Appetitlosigkeit ist in der Regel Ihr Hausarzt oder ein Internist. An einer erweiterten Diagnostik und der Therapie der Grunderkrankung sind möglicherweise weitere Fachärzte beteiligt. Hierbei kann es sich um Gastroenterologen oder Endokrinologen, also Spezialisten für Magen-Darm-Leiden oder für Stoffwechselerkrankungen und hormonelle Störungen, oder Experten anderer Fachgebiete handeln. Je nach Symptombild oder Grunderkrankung sind an der Diagnosestellung und Behandlung auch Psychiater, Psychologen oder Psychotherapeuten beteiligt.
Bestandteile der ärztlichen Diagnostik bei Appetitlosigkeit sind eine ausführliche ärztliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Für die Behandlung gibt es je nach Ursache der Appetitlosigkeit verschiedene Optionen.
Erhebung der Krankengeschichte – Anamnese
Der erste Schritt der Diagnostik besteht in einer ausführlichen Anamnese durch den Arzt. Oft lassen sich hier bereits Ursachen dafür erkennen, warum kein Hunger und kein Appetit vorhanden sind. Zur Erhebung der Krankengeschichte stellt Ihnen Ihr behandelnder Arzt Fragen in den folgenden Bereichen:
- Seit wann haben Sie kein Hungergefühl? Sind direkte Auslöser wie Stress erkennbar? Ist ein ungewollter Gewichtsverlust gegeben? Haben Sie ständig keinen Appetit oder gibt es zwischendurch auch bessere Phasen?
- Existieren weitere Begleitsymptome?
- Welche Essgewohnheiten haben Sie?
- Haben Sie vor kurzem Ihre Ernährung umgestellt?
- Hat sich Ihre körperliche Aktivität verändert?
- Leiden Sie unter Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
- Haben Sie Vorerkrankungen?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
- Welche bedeutsamen familiären Krankheiten und Todesursachen gibt es?
- Wie gestalten sich Ihre aktuellen Lebensumstände sowie Ihr beruflicher und sozialer Hintergrund?
- Welche Gewohnheiten in Bezug auf Ernährung, Schlaf, Bewegung und den Konsum von Genussmitteln spielen für Sie eine Rolle?
- Wie schätzen Sie die Bedeutung von Stress und anderen psychischen Belastungen in Ihrem Alltag ein?
Körperliche Untersuchung
An die Anamnese schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Zur Berechnung des Body Mass Index (BMI) werden Ihre Körpergröße und Ihr Körpergewicht ermittelt. Der Arzt beurteilt ihren Ernährungszustand und forscht nach Zeichen eines Nährstoffmangels. Anschließend wird eine umfangreiche Ganzkörperuntersuchung vorgenommen, zu der unter anderem das Messen von Puls und Blutdruck, das Abhören von Herz und Lunge sowie das Abtasten des Bauchraums, der Lymphknoten und der Schilddrüse gehört.
Das Ergebnis der Anamnese und der körperlichen Erstuntersuchung entscheidet darüber, ob und welche weiterführenden Untersuchungen vorgenommen werden. Dabei kann es sich beispielsweise um die folgenden diagnostischen Maßnahmen handeln:
- Laboruntersuchungen (Blut, Urin, Stuhl)
- Ultraschall
- Magen- und/oder Darmspiegelung
- Bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT)
- Psychiatrische Abklärungen – beispielsweise bei Verdacht auf Essstörungen oder Depressionen
Therapie
Die Therapie von Appetitlosigkeit hängt von den Ursachen dafür ab, dass kein Hungergefühl besteht. Von Bedeutung sind beispielsweise folgende Optionen:
- Behandlung körperlicher Erkrankungen, die dem Appetitverlust zugrunde liegen. Allerdings stoßen die Möglichkeiten hierfür bei manchen Erkrankungen – etwa bei Krebs – an ihre Grenzen. In diesem Fall geht es darum, der Appetitlosigkeit so weit wie möglich entgegenzuwirken, Mangelzustände zu verhindern und den Gewichtsverlust zu begrenzen.
- Ausschaltung von Allergenen oder unverträglichen Substanzen, die den Appetitverlust bewirken. Beispielsweise kann es bei einer Glutenunverträglichkeit erforderlich sein, völlig auf Getreideprodukte zu verzichten.
- Neudosierung oder Austausch von Medikamenten, die das Hungergefühl oder den Appetit beeinträchtigen.
- Verordnung von Medikamenten, die die Produktion von Speichel, Magensaft und anderen Verdauungssekreten stimulieren.
- Maßnahmen zur Reduktion von Stress – beispielsweise durch das Erlernen von Entspannungstechniken.
- Psychotherapeutische Interventionen, gegebenenfalls in Kombination mit Medikamenten.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema “Kein Hungergefühl”
Sollte man essen, auch wenn man keinen Hunger hat?
Wann mit Appetitlosigkeit zum Arzt?
Was tun, wenn man keinen Appetit hat?
Bei welchen Krankheiten hat man Appetitlosigkeit?
Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!
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