Die Entdeckung der Wirkungsmöglichkeiten von Antibiotika im 20. Jahrhundert gehört zu den Sternstunden der Medizingeschichte. Die Stoffe bekämpfen gefährliche Bakterien und sind in der Lage, lebensbedrohliche, bakteriell bedingte Infektionskrankheiten wie beispielsweise Lungenentzündungen erfolgreich zu heilen.
Mittlerweile ist bekannt, dass eine falsche Anwendung dazu beiträgt, die Erreger resistent und für eine Behandlung unbrauchbar zu machen. Es ist deshalb enorm wichtig, wie Sie Antibiotika einnehmen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Was genau sind Antibiotika?
Die Bezeichnung Antibiotikum setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: anti = gegen und bios = Leben. Ursprünglich ist damit ein Stoffwechselprodukt von Bakterien oder Pilzen gemeint, das die Entwicklung und das Wachstum anderer Mikroorganismen stark hemmt oder abtötet. Louis Pasteur, der berühmte Chemiker und Biochemiker, prägte 1877 den Ausdruck "Leben verhindert Leben", nachdem er herausgefunden hatte, dass bestimmte Bakterien sich beim Wachstum gegenseitig behinderten.
Heute wird unter einem Antibiotikum im weiteren Sinne auch eine Substanz verstanden, die nicht in der Natur vorkommt, sondern durch eine Teil- oder Vollsynthese sowie durch Gentechnik hergestellt wird und antimikrobiell einsetzbar ist. Festzuhalten ist, dass es sich bei Antibiotika um Arzneimittel handelt, die ihre Wirksamkeit nur gegen Bakterien, aber nicht gegen Viren zeigen.
Hinzu kommt, dass nicht jedes Antibiotikum gegen jedes Bakterium einsetzbar ist, sondern für unterschiedliche Erreger unterschiedliche Stoffe verwendet werden. Es wird hier zwischen Breitband- und Schmalspektrum-Antibiotika unterschieden. Erstere wirken gegen zahlreiche verschiedene Bakterienarten, Letztere nur gezielt gegen bestimmte Erreger. Eine dritte Gruppe bilden die sogenannten Reserve-Antibiotika. Sie kommen zum Zuge, wenn ein Bakterium resistent gegen andere Substanzen ist oder eine besonders starke Infektion vorliegt.
Geschichtliches zu Antibiotika
Obwohl es zuvor bereits erfolgreiche Vorarbeiten und Forschungen mit Schimmelpilzen gab, beispielsweise durch den Italiener Bartolomeo Gosio und den Franzosen Ernest Duchesne, begann der Siegeszug der Antibiotika erst 1928 mit der Entdeckung der Penicilline durch den britischen Mediziner und Bakteriologen Alexander Fleming. Er fand heraus, dass der Schimmelpilz Penicillium notatum – heute als Penicillium chrysogenum geläufig – Bakterien in seiner unmittelbaren Nachbarschaft auf einem Nährboden abgetötet hatte. Die daraus gewonnene Substanz nannte Fleming Penicillin.
Umfassende Behandlungen mit Penicillin begannen 1941, nachdem der Stoff zum ersten Mal in ausreichender Menge auf chemisch-synthetischem Wege hergestellt werden konnte. Der große Erfolg des Medikaments führte zu zahlreichen Anschlussforschungen und zur Entdeckung weiterer Antibiotika wie Streptomycin, Aureomycin, Tetracyclin, Chloramphenicol und vieler anderer. Fast jedes heute bekannte Antibiotikum leitet sich von natürlich vorkommenden Stoffen ab.
Gegenwärtig gehören Antibiotika zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln weltweit mit einem Marktanteil von rund 13 %. Bekannt sind ca. 8.000 antibiotisch wirkende Substanzen, von denen rund 80 therapeutisch genutzt werden.
Bei welchen Erkrankungen bzw. wann wirken Antibiotika?
Die meisten Infektionskrankheiten entstehen durch Bakterien oder Viren. Wie bereits erwähnt, wirken Antibiotika nur gegen bakteriell bedingte Infektionen, gegen Viren sind sie jedoch nutzlos. Manchmal ist es zu Beginn einer Erkrankung nicht ganz einfach zu erkennen, ob Bakterien oder Viren die Auslöser sind, denn in einigen Fällen können die Symptome ähnlich sein.
Antibiotika einnehmen unterstützt das Abwehrsystem des Organismus gegen schädliche Bakterien, wenn diese in den Körper eingedrungen sind und sich dort vermehren. Sie können einerseits Entzündungen auslösen, andererseits die Organe angreifen.
Es werden zwei Arten von Antibiotika unterschieden: bakteriostatische Antibiotika hemmen das Wachstum, bakterizide Antibiotika töten die Erreger ab. Ihre Wirkmechanismen beruhen auf der Fähigkeit, die Zellwände oder den Stoffwechsel der bakteriellen Mikroorganismen anzugreifen.
Grundsätzlich werden folgende Krankheiten durch Bakterien verursacht:
- Scharlach
- Tuberkulose
- Keuchhusten
- Gonorrhoe bzw. Tripper
- Syphilis
- Borreliose nach Zeckenbiss
- Salmonellose (durch Salmonellen verursachte Lebensmittelkrankheit)
Häufig sind Bakterien auch Ursache von:
- Lungenentzündungen
- Mandelentzündungen (eitrige Angina)
- Blasenentzündungen
- Hirnhautentzündungen
- Eitrigen Entzündungen der Haut
Liegt einer der bakteriellen Erkrankungen vor, kann es nicht nur sinnvoll, sondern in einigen Fällen lebenswichtig sein, dass betroffene Patienten Antibiotika einnehmen.
Es gibt Situationen, in denen der Körper bereits durch eine Virusinfektion geschwächt ist. Dann ist es für Bakterien leichter, den Organismus zu befallen und sich dort zu vermehren. Leidet beispielsweise eine Person unter einer viral bedingten Infektion der Atemwege, kann es in einzelnen Fällen zusätzlich zu einer bakteriell hervorgerufenen Lungenentzündung kommen. Zeigen sich Symptome einer solchen weiteren Erkrankung, die medizinisch als bakterielle Superinfektion bezeichnet wird, kann es sinnvoll sein, dass betroffene Patienten Antibiotika einnehmen.
Bei welchen Erkrankungen helfen Antibiotika nicht?
Antibiotika einnehmen hilft nicht gegen Krankheiten, die durch Viren hervorgerufen werden. Dazu zählen unter anderem:
- Die meisten Erkältungskrankheiten (Husten, Schnupfen, Halsschmerzen)
- Grippe (Influenza)
- Die sogenannten "Kinderkrankheiten" wie Masern, Windpocken, Röteln und Mumps
- Tollwut
- Covid-19
- HIV (AIDS)
- Zika-, Dengue- und West-Nil-Fieber (durch die Übertragung von Mücken auf den Menschen)
Der Grund für die Unwirksamkeit von Antibiotika gegen Viren ist, dass diese keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und dem Medikament dadurch keine Angriffsfläche bieten. Es macht also keinen Sinn, gegen viral bedingte Erkrankungen ein Antibiotikum einzusetzen. Eine unnötige Einnahme kann eher ungünstig sein, weil dadurch das Risiko erhöht wird, dass unempfindliche Bakterien öfter auftreten und verfügbare Antibiotika nicht mehr dagegen wirken.
Wie Sie Antibiotika einnehmen sollten
Antibiotika zählen zu den wichtigsten Fortschritten, die die Medizin im 20. Jahrhundert gemacht hat. Sie wirken gegen zahlreiche bakterielle Infektionskrankheiten und haben unzähligen Menschen bei der Heilung geholfen bzw. ihnen sogar das Leben gerettet. Allerdings besteht immer die Gefahr einer fehlerhaften Anwendung. Dadurch können die bakteriellen Erreger resistent gegen Antibiotika werden, sodass sie zukünftig auf eine Behandlung nicht mehr ansprechen und diese wirkungslos bleibt. Deshalb sind ein sorgsamer Umgang und Einsatz mit diesen Arzneimitteln unerlässlich.
Folgende Punkte sind auf jeden Fall zu beachten und einzuhalten, wenn Sie Antibiotika einnehmen müssen:
- Die erste und wichtigste Regel, wenn Sie Antibiotika einnehmen, lautet: Halten Sie sich immer genau an die durch den Arzt bzw. den Beipackzettel verordnete Dosierung, an die vorgeschriebenen täglichen Einnahmezeiten sowie an den Einnahmezeitraum.
- Falls Sie Antibiotika einnehmen müssen, gleichzeitig aber andere Medikamente benötigen, weil Sie neben der bakteriell bedingten Infektion noch unter anderen Erkrankungen leiden, sollten Sie dies der behandelnden Ärztin oder dem Arzt unbedingt mitteilen, um mögliche Neben- und Wechselwirkungen ausschließen zu können.
- Falls Sie sich als Frau in einer Schwangerschaft befinden oder gerade Ihr Kind stillen, weisen Sie Ihre Ärztin vor einer möglichen Einnahme darauf hin.
- Das gilt auch für Frauen, die als Verhütungsmittel die Pille nehmen. Ein Antibiotikum kann deren Wirkung beeinträchtigen. Sie sollten deshalb, während sie Antibiotika einnehmen, zusätzlich auf nicht-hormonbasierte Verhütungsmittel wie Kondome zurückgreifen.
- Stellen Sie Auffälligkeiten oder Nebenwirkungen fest, während Sie Antibiotika einnehmen, sollten Sie dies ebenfalls unverzüglich Ihrem Arzt mitteilen.
- Ein Antibiotikum wird von Medizinern immer individuell abgestimmt auf die Person und die Erkrankung verordnet. Sie sollten deshalb niemals Antibiotika einnehmen, die anderen Menschen verschrieben wurden, und auch niemals einer anderen erkrankten Person Ihr antibiotisches Medikament weitergeben.
Mögliche Nebenwirkungen, wenn Sie Antibiotika einnehmen
In der Regel zeigen sich Antibiotika als gut verträgliche und sichere Arzneimittel. Aber auch hier gilt als Grundsatz: So oft wie nötig, so selten wie möglich. Denn Antibiotika wirken nicht nur gegen schädliche Erreger, sondern können auch nützliche Bakterien angreifen, die in unserem Körper leben und die wir für unsere Gesundheit brauchen, zum Beispiel viele Bakterien in der Darmflora.
Trotz der allgemein guten Verträglichkeit können Antibiotika Nebenwirkungen hervorrufen. Dazu gehören beispielsweise:
- Magen- und Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall
- Allergische Reaktionen auf der Haut wie Juckreiz und Rötungen
- Pilzbedingte Infektionen der Schleimhäute in Mund und Rachen sowie im Intimbereich
Die Art und die Häufigkeit von Nebenwirkungen können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ausfallen. Dies hängt immer davon ab, welche Antibiotika Sie einnehmen und ob es Begleiterkrankungen mit entsprechenden Medikationen gibt. Weisen Sie in der Sprechstunde bei Ihrem Arzt auf jeden Fall darauf hin. Das gilt ebenfalls für Nebenwirkungen und allergische Reaktionen, die eventuell bei früheren Einnahmen von Antibiotika aufgetreten sind. Sie helfen damit Ihrer Ärztin oder ihrem Arzt, das aktuell richtige Antibiotikum zu finden, und vermeiden Risiken für sich selbst.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Wenn Sie gleichzeitig andere Medikamente und Antibiotika einnehmen, kann dies zu unerwünschten und unvorhergesehenen Wechselwirkungen führen. Das Beispiel Anti-Baby-Pille haben wir oben bereits angeführt.
Darüber hinaus gibt es Antibiotika, die verstärkend auf blutverdünnende Arzneimittel wirken, was vor allem vor Operationen oder bei Verletzungen bedenklich werden kann. Manche Medikamente, beispielsweise gegen einen Überschuss von Magensäure sowie gegen erhöhte Blutfettwerte, sind in der Lage, andere Arzneimittel an sich zu binden. Sie könnten die heilende Wirkung eines Antibiotikums verringern.
Nützlich: Legen Sie eine Liste an, auf der Sie alle bisher verschriebenen und rezeptfrei gekauften Medikamente sowie diätetische Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel verzeichnen. Zeigen Sie diese beim Arzt in der Sprechstunde vor, wenn er Ihnen ein Antibiotikum verschreiben will. Die Liste kann auch beim Kauf von frei zugänglichen Medikamenten in der Apotheke hilfreich sein.
Wie schnell wirken Antibiotika?
In der Regel tritt eine spürbare Verbesserung der Krankheitssymptome nach rund 24 bis 48 Stunden ein. Sollte dies nicht der Fall sein, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt. Es könnte sein, dass das verordnete Medikament nicht wirksam genug gegen den infrage kommenden Erreger ist.
Was Sie vermeiden sollten, wenn Sie Antibiotika einnehmen
Die Wirkung von Antibiotika kann nicht nur durch andere Medikamente beeinflusst werden, sondern auch durch verschiedene Nahrungs- und Genussmittel sowie durch bestimmte körperliche Aktivitäten. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele, die Sie nur eingeschränkt tun oder ganz unterlassen sollten.
Essen und Trinken
Wie sieht es mit Antibiotika und Alkohol aus? Wenn Sie Alkohol trinken, sollten Sie mit dem Konsum während einer Therapie mit einem Antibiotikum sehr zurückhaltend sein. Die Kombination kann Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmus-Störungen und einen Blutdruckabfall (den sogenannten Antabus-Effekt) hervorrufen.
Sie möchten während der Einnahme von Antibiotika Milch trinken? Auf Milch und Milchprodukte sollten Sie im Einnahmezeitraum weitestgehend verzichten. Denn einige Antibiotika gehen mit dem in der Milch, in Käse, Joghurt, Quark etc. enthaltenen Calcium Verbindungen ein, die der Organismus nicht ausreichend verwerten kann. Die Wirkung des Antibiotikums wird dadurch reduziert. Wenn Sie während der Therapie nicht auf Milchprodukte verzichten können oder wollen, sollten mindestens zwei Stunden zwischen dem Verzehr von Arznei und Lebensmittel liegen.
Gleiches gilt für Nahrungsergänzungsmittel, die Eisen, Magnesium oder Calcium enthalten und sich fest an das Antibiotikum binden können. Die Wirkung von Koffein in Getränken wie Kaffee, Tee und Cola können durch einige Antibiotika verstärkt werden und zu Erregung, Unruhe, Herzrasen und Schlaflosigkeit führen.
Sonstige Aktivitäten
Ärzte und medizinische Experten sind sich durchweg einig darin, dass Patienten keinen Sport treiben sollten, während sie Antibiotika einnehmen, unabhängig davon, ob es sich um Leistungs- oder gelegentlichen Freizeitsport handelt. Es könnte nämlich passieren, dass das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn Antibiotika und sportliche Tätigkeiten aufeinander treffen. Im Extremfall droht eine lebensgefährliche Myokarditis (Herzmuskelentzündung).
Wenn Sie gesund sind, ist Sport gut für den ganzen Körper und das Immunsystem. Beides wird jedoch durch eine bakterielle Infektion beeinträchtigt und befindet sich nicht in einem optimalen Zustand. Sport und andere schwere körperliche Tätigkeiten würden zu einer weiteren Belastung führen. Es ist besser, eine Trainingspause einzulegen und sich während der Antibiotika-Einnahme zu schonen, denn der Körper braucht alle Energie, um sich wieder zu regenerieren.
Weitere Tipps zum Thema Antibiotika einnehmen
Sie sollten nicht darauf zählen, dass Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen bei jeder Art von bakterieller Infektion ein Antibiotikum verschreibt. Versuchen Sie zum Beispiel bei einer Erkältung zunächst andere Medikamente oder bewährte Hausmittel, schonen Sie sich und warten Sie ab, wie sich der Krankheitsverlauf weiter entwickelt.
Am besten ist es immer noch, einer drohenden Infektion vorzubeugen. Mit Impfungen, einer sorgfältigen Hygiene oder einem Mund-Nasen-Schutz können Sie sich selbst und andere Menschen zumindest teilweise vor Erkrankungen schützen.
Wenn Sie einmal Antibiotika einnehmen, kann es für spätere Zeiten nützlich sein, sich den Namen des Medikaments, die tägliche Dosis, den Einnahmezeitraum und eventuelle Nebenwirkungen zu notieren. Dies unterstützt Ihren behandelnden Arzt dabei, bei einer erneuten Verschreibung ein passendes Arzneimittel zu finden.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Antibiotika einnehmen
Wie nimmt man am besten Antibiotika ein?
Kann man Antibiotika auch abends einnehmen?
Wann nimmt man am besten Antibiotika?
Was darf man bei Antibiotika nicht essen und trinken?
Was sollte man nicht machen, wenn man Antibiotikum nimmt?
Was ist das Gefährliche an Antibiotika?
Wie lange dauert Antibiotikum bis es wirkt?
Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!
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