Akne inversa: eine schmerzhafte chronische Hauterkrankung

Akne inversa, fachlich als Hidradenitis suppurativa bezeichnet, äußert sich in Entzündungen, die an den Haarfollikeln beginnen. Häufiger treten sie im Bereich stärkerer Körperbehaarung sowie in Hautfalten und bei Reibung durch Haut auf Haut oder Kleidung auf Haut auf. Dazu zählen insbesondere der Genital- und Analbereich, die Gesäßfalte, die Achselhöhlen und die Leistenregion. Grundsätzlich kann Akne inversa jedoch auch im Gesicht und an beliebigen anderen Bereichen des Körpers auftreten. In Folge der entzündlichen Haarfollikel bilden sich unter der Haut Knoten, Abszesse und Fisteln, die je nach Ausprägung schmerzhaft sind.

Entstehung von Akne inversa

Das Haarwachstum beginnt im Follikel. Dieses umgibt mit Unterhaut- und Bindegewebe die Haarwurzel, die dadurch Halt in den tieferen Hautschichten, der Lederhaut, findet. An dieser Stelle befinden sich zudem eine Talgdrüse sowie ein Muskel, der das Haar wie bei einer Gänsehaut aufrichten kann. Außerdem reichen Nervenfasern bis in den Follikelbereich.

Vermutlich ist eine Verhornungsstörung am Follikel ursächlich für Akne inversa. Das bedeutet, der Gewebebereich an der Haarwurzel verstopft und es kommt zu einer Talgansammlung, da der Talg nicht mehr über die Haut abfließen kann. Dadurch kann bereits ein schmerzhaftes Knötchen entstehen, wobei die Schmerzen durch den Muskel und die Nervenfasern verstärkt werden. Platzt der betroffene Follikelbereich, verteilen sich Talg und Hautgewebe im umliegenden Gewebe und führen zu einer Entzündung.

• Ein Knoten bildet sich durch die Verstopfung und Verdickung am Follikel.
• Bei einer abgekapselten eitrigen Entzündung handelt es sich um einen Abszess.
• Fisteln entstehen, wenn sich die eitrige Entzündung unter der Haut fortsetzt und sich der Eiter in röhrenförmigen Gängen ausbreitet.

Da Akne inversa bevorzugt in Regionen wie dem Intimbereich und unter den Achseln auftritt, wird davon ausgegangen, dass die dort aneinanderreibenden Hautbereiche einen solchen Prozess begünstigen können. Warum derartige Entzündungen allerdings bei einigen Menschen mehr oder weniger gehäuft auftreten und bei anderen gar nicht, ist weitgehend ungeklärt. Als sichergestellt gilt, dass keinesfalls mangelnde Hygiene ursächlich und die Hauterkrankung nicht ansteckend ist.

Akne Inversa Ursache

Es gilt als geklärt, dass Entzündungsprozesse der Haarfollikel ursächlich für Akne inversa sind. Was jedoch wiederum die Ursache für das Auftreten ist, ist ungewiss. Verschiedene Faktoren stehen aber im Verdacht, Akne inversa zu begünstigen. Dazu zählen:

• Rauchen
• Adipositas
• genetische Veranlagung
• starkes Schwitzen
• Irritationen durch mechanische Reibung
• Nassrasur
• psychischer Stress
• Störung der Immunfunktion
• hormonelle Einflüsse (eher bei Frauen vermutet)

Wie verbreitet ist Akne inversa?

Eindeutige Statistiken zur Häufigkeit von Akne inversa existieren nicht. Das liegt vermutlich daran, dass die Hauterkrankung nicht immer oder oft erst spät diagnostiziert wird. Eine fehlende Diagnose kann sich darin begründen, dass Betroffene bei einem leichteren Verlauf mit vereinzeltem und seltenerem Auftreten keinen Arzt aufsuchen. Schamgefühle können ein weiterer Grund für einen ausbleibenden Arztbesuch sein. Findet eine ärztliche Untersuchung statt, kann es zunächst leicht zu Verwechslungen mit anderen Hauterkrankungen kommen: Die Abszessbildung beispielsweise ist ebenso durch das Eindringen von Bakterien von außen wie durch verstopfte Talgdrüsen möglich. Auch ein Furunkel, eine weitere schmerzhafte Entzündung mit Eiterbildung, wird durch Bakterien (oft Staphylococcus aureus) ausgelöst, die in die tieferen Hautschichten bis zum Follikel eindringen. Mehrere Furunkel können sich außerdem zu einem sogenannten Karbunkel verbinden und ein solcher fälschlich statt einer Fistelbildung vermutet werden.

Relevant ist eine Unterscheidung allerdings hinsichtlich der Entstehung der eitrigen Entzündung: Bei Akne inversa liegt der Entstehungsherd direkt im Bereich des Haarfollikels und bei den genannten Erkrankungen beginnt der Prozess an der Hautoberfläche, ausgelöst durch Bakterien. Solche sind an Akne inversa nicht in dieser Form beteiligt. Entsprechend unterscheiden sich die Behandlungsansätze und -erfolge. Schließlich führen derartige Fehldiagnosen in Eigenregie oder durch Ärzte außerdem dazu, dass es keine gesicherten Zahlen zur Häufigkeit von Akne inversa gibt. Wird die Erkrankung von einem Arzt nicht erkannt oder falsch diagnostiziert, ist ihm das übrigens nicht zwangsläufig anzulasten, denn nicht immer wird ein spezialisierter Facharzt aufgesucht.

Zahlenangaben durch Mediziner beruhen daher auf Schätzungen und gegebenenfalls Erfahrungswerten, die aber keine stichhaltige statistische Aussagekraft haben. Angenommen wird zum Beispiel, dass Akne inversa bei etwa 40 Prozent der Betroffenen bereits eine Rolle in der Familie gespielt hat, was auf eine genetische Veranlagung schließen lässt. Da Akne inversa etwas häufiger bei Frauen als bei Männern diagnostiziert wird, vor allem in der Altersgruppe zwischen der Pubertät und der Menopause, liegt die Vermutung eines hormonellen Einflusses nahe. Sie können aber durchaus auch mit 50 Jahren und darüber hinaus darunter leiden.

Das Universitätsklinikum Frankfurt geht von etwa drei Millionen Betroffenen in Deutschland aus und nennt als am häufigsten betroffen die Altersgruppe zwischen 18 und 40 Jahren. Im Anschluss nimmt die Häufigkeit der akuten Schübe durchschnittlich ab, was jedoch nicht auf alle Erkrankten zutrifft. Eine andere Auffälligkeit nennt das Universitätsklinikum hinsichtlich der Schwere der Erkrankung: Es wird bei rund 80 Prozent ein leichter bis mittlerer Verlauf angenommen, bei 20 Prozent handele es sich dagegen um einen schweren Verlauf.

Schwere der Erkrankung in Stadien

Dass sich die Schwere des Verlaufs von Mensch zu Mensch unterscheidet, ist ein weiterer Grund, dass nicht immer eine frühzeitige und eindeutige Diagnose erfolgt. Entzündliche Bereiche können vereinzelt und sehr selten auftreten, es kann aber auch zu häufigen Schüben kommen, bei denen größere Hautbereiche betroffen sind:

• Stadium 1 (leichter Verlauf): Es treten nur vereinzelt Knötchen oder Abszesse auf, die Bildung von Fisteln bleibt aus und es bleibt keine Vernarbung zurück.
• Stadium 2 (mittelschwerer Verlauf): Es treten mehrere Abszesse und Knoten auf, wobei dazwischen noch unbetroffene Hautbereiche liegen. Allerdings bilden sich bei einem mittelschweren Verlauf auch Fisteln unter der Haut und es kann narbiges Gewebe zurückbleiben.
• Stadium 3 (schwerer Verlauf): Die Abszesse betreffen größere Areale und sind kaum noch voneinander abgegrenzt. Die Fistelbildung durchzieht eine flächige Hautregion und es kommt zu stärkerer Narbenbildung und zerstörtem Gewebe.

In allen drei Stadien kann es immer wieder zu Schüben kommen, und ein leichter Verlauf kann sich durchaus zu einem mittelschweren und schweren entwickeln. Sicher können Sie auch bei einem leichten Verlauf mit nur seltenen vereinzelten Abszessen unter Schmerzen leiden, was die Lebensqualität und den Alltag beeinträchtigen kann. Ungleich stärker sind die Beschwerden mit zunehmender Ausprägung und Fistelbildung, und die zurückbleibenden Narben stellen eine zusätzliche Beeinträchtigung dar. Die Belastung durch Schmerzen unterscheidet sich zudem unter anderem mit der betroffenen Körperregion – Akne inversa im Intimbereich oder unter den Achseln bereitet in der Regel größere Beschwerden als an Körperarealen, die weniger einer ständigen Reibung ausgesetzt sind. Akne inversa Gesicht: An sichtbaren Hautbereichen wie den Backen oder dem Kinn gesellt sich dafür bei Betroffenen ein erhebliches Schamgefühl zu den Schmerzen durch die Entzündungen.

Diagnose: Akne inversa erkennen

Je frühzeitiger Akne inversa diagnostiziert wird, umso einfacher gestaltet sich die Behandlung. Leider gilt die Hauterkrankung als nicht heilbar, was vermutlich auf die mangelnde Kenntnis der eigentlichen Ursache für die entzündlichen Prozesse an den Haarfollikeln zurückzuführen ist. Eine frühzeitige Entdeckung kann durch einen Arzt eher durch Zufall erfolgen, wenn Sie noch gar nicht unter großartigen Beschwerden leiden. Bestenfalls achten Sie aber selbst auf Symptome und Hautveränderungen und suchen frühzeitig einen Facharzt auf, sobald Sie unangenehme Hautveränderungen feststellen.

Einen ersten Hinweis auf eine sich bildende Entzündung kann bereits eine leichte Rötung der Haut geben, eventuell verbunden mit einer Erwärmung oder auch einem brennenden oder juckenden Gefühl. Etwas deutlicher zu bemerken sind kleine Knötchen unter der Haut, die mit zunehmender Verdickung am Haarfollikel und Stauung von Talg auch berührungsempfindlicher und schmerzhafter werden. Spätestens, wenn Sie einen Abszess feststellen oder stärkere Schmerzen haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Ein besonderes Augenmerk sollte dem Intimbereich, der Leistengegend, den Achseln, dem Analbereich und der Gesäßfalte, aber auch Bauch- und Brustfalten gelten. Da Akne inversa nicht ausschließlich auf diese Bereiche begrenzt sein muss, können ebenso unangenehme Verdickungen im Gesicht, an den Beinen oder den Armen ernst zu nehmende Anzeichen sein.

Der Arztbesuch ist der erste Schritt zur Diagnose. Leider ist es für Mediziner gerade im Frühstadium nicht leicht, Akne inversa von Abszessen mit anderer Ursache und entzündlichen Prozessen an Haarfollikeln durch von außen eindringende Bakterien abzugrenzen. Dennoch geben Ihre Schilderungen der Beschwerden, die Art der Hautveränderungen und die betroffenen Hautareale wichtige Hinweise. Ganz besonders, wenn derartige Entzündungen häufiger auftreten, lässt das den Rückschluss auf einen chronischen Verlauf zu, was charakteristisch für Akne inversa ist.

Zusätzlich kann ein Arzt Ihnen gezielte Fragen stellen, etwa ob Sie rauchen, hormonelle Auffälligkeiten bekannt sind oder in der Familie bereits Akne inversa diagnostiziert wurde. Eine genauere Untersuchung kann zunächst allerdings nur oberflächlich stattfinden, indem möglichst die Tiefe der Entzündung und Veränderungen, die auf Narbenbildung hinweisen, festgestellt werden. Ein Abstrich kann letztendlich noch Aufschluss über die eventuelle Beteiligung von Bakterien durch das Eindringen über die Haut geben, was gegen Akne inversa sprechen würde.

Aufwendige weiterführende Untersuchungen werden in der Regel erst durchgeführt, wenn sich der Verdacht auf Akne inversa erhärtet. Umso wichtiger ist es, dass Sie dem Arzt Ihre Beschwerden oder auch unangenehme Gefühle wie Juckreiz oder Brennen möglichst detailliert schildern. Zu den weiterführenden Untersuchungen zählen Methoden wie Ultraschall oder MRT, die ein genaueres Bild davon liefern, was sich in den tieferen Hautschichten abspielt. Eine Blutuntersuchung kann zwar nicht direkt Akne inversa nachweisen, aber Informationen über die Entzündungswerte und andere Auffälligkeiten im Blut liefern, die mit einem chronischen Verlauf einhergehen können.

Akne inversa Behandlung

Da Akne inversa nicht heilbar ist, zielt eine Behandlung in erster Linie auf die Symptome und die Linderung von Beschwerden ab. Nicht heilbar bedeutet in diesem Zusammenhang: Akute Entzündungsprozesse können wohl erfolgreich behandelt werden, doch ein erneutes Auftreten von Abszessen, Fisteln und Vernarbungen wird dadurch nicht ausgeschlossen. Möglicherweise kann der Verlauf durch effektive Behandlungsmethoden gelindert und weitere Schübe können hinausgezögert oder abgeschwächt werden.

Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium und der damit verbundenen Schwere der Erkrankung. Bei einem leichten Verlauf verschreibt Ihnen der Arzt möglicherweise eine schmerzlindernde Salbe oder ebensolche Tabletten. Zusätzlich kann der Entzündungsprozess durch eine Antibiotikagabe aufgehalten werden. Bei Frauen kommt eventuell außerdem eine hormonelle Behandlung in Betracht, beispielsweise wenn Schübe im zeitlichen Zusammenhang mit der Periode oder der Menopause auftreten.

Je nach vermuteter Ursache kann der Arzt Ihnen begleitend empfehlen, das Rauchen einzustellen, eine Gewichtsreduzierung anzustreben, weite Kleidung zu tragen, auf die Nassrasur zu verzichten oder auch Tipps für eine ausgewogene Ernährung und ausgeglichene Lebensweise geben.

Bei einem mittelschweren oder schweren Verlauf gibt es zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten wie die Gabe von Biologika, die durch Unterdrückung des Immunsystems die Entstehung und Schwere der Entzündungen drosseln. Alternativ kann Cortison an den betroffenen Stellen direkt unter die Haut injiziert werden. Desinfizierende Waschlotionen tragen unter Umständen durch das Eindringen in die Haut zu einer Linderung bei.

Bei größeren Abszessen, Fisteln und Vernarbungen hilft letztendlich oft nur ein chirurgischer Eingriff. Abszesse können aufgeschnitten werden, um den Eiter zu entfernen und eine desinfizierende Spülung vorzunehmen. Größere entzündliche Bereiche mit Fisteln werden bei einem schweren Verlauf operativ entfernt, was zu großflächigeren Wunden führt, die bis zur Heilung ebenfalls sorgfältig desinfiziert werden müssen. Auch narbiges, nachhaltig zerstörtes Gewebe kann bei stärkeren Beschwerden oft nur operativ entfernt werden. Erkundigen Sie sich gegebenenfalls beim behandelnden Arzt, ob auch eine Laserbehandlung möglich wäre, die zum Erfolg, aber zu weniger großflächigen Wunden führt.

Sind Komplikationen oder Langzeitfolgen möglich?

Bei einem leichten Verlauf sind kaum Komplikationen zu erwarten, sofern der Schweregrad nicht im Laufe der Zeit zunimmt. Es kommt vor, dass sich entzündliche Prozesse an den Haarfollikeln selbst zurückbilden und gar keine Behandlung erforderlich ist. Je stärker jedoch die Entzündungen und irreparablen Verletzungen des Gewebes sind, umso eher sind chronische Schmerzen möglich. Akne inversa Intimbereich: Sind besonders sensible Bereiche wie die Intim- oder Analregion, die Achseln oder Leisten betroffen, ist eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit aufgrund von Schmerzen und Vernarbungen möglich. Das bedeutet eine zusätzliche Beeinträchtigung, ganz besonders, wenn ohnehin bereits Einschränkungen bestehen, was mit zunehmendem Alter noch eher der Fall ist als in jungen Jahren. Doch auch dann kann das Leben mit geeigneten Hilfsmitteln sehr lebenswert gestaltet werden, indem zum Beispiel ein Treppenlift dabei unterstützt, Höhenunterschiede problemlos zu überwinden.

Eitrige Entzündungen in den tieferen Hautschichten bergen das Risiko, sich in angrenzenden Bereichen auszubreiten und dadurch weitere Entzündungen zu begünstigen, die Schweißdrüsen in Mitleidenschaft zu ziehen oder aufgrund eines veränderten Blutbildes noch andere körperliche Beschwerden auszulösen. Daher ist eine Behandlung nicht nur wichtig, um Schmerzen zu lindern, sondern auch, um Begleit- und Folgeerkrankungen möglichst vorzubeugen.

Neben den körperlichen Beschwerden und Beeinträchtigungen sind die psychischen Belastungen nicht zu vernachlässigen. Die mit Akne inversa einhergehenden Hautveränderungen durch Abszesse und Narben können sich auf das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl auswirken. Das ist nicht nur der Fall, wenn sichtbare Hautpartien betroffen sind. Die Lebensqualität leidet unter dem Unwohlsein, einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit und vielleicht auch dem Wissen, dass jederzeit ein neuer Schub auftreten kann. Schlimmstenfalls kann Akne inversa bis zu Depressionen und sozialem Rückzug führen. Scheuen Sie sich nicht, in einem solchen Fall – bereits bei einem häufigen Gefühl von Niedergeschlagenheit – die professionelle Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen. Auch eine Selbsthilfegruppe kann dazu beitragen, sich wieder zu stabilisieren. Das ist für Ihr Selbstwertgefühl und Wohlbefinden wichtig, aber ebenso, da psychische Belastungen im Verdacht stehen, Schübe von Akne inversa zu begünstigen.

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