Selbstständig leben dank Barrierefreiheit

Junge, gesunde Menschen nehmen ihre Mobilität und soziale Teilhabe häufig als Selbstverständlichkeit hin. Im Alter und bei körperlichen Einschränkungen können kleine Hindernisse des Alltags jedoch zu unüberwindbaren Hürden werden. Das kann eine hohe Stufe beim Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln sein, ein Telefon mit winzigen Tasten oder ein Hängeschrank, den man nicht mehr erreichen kann. Der Gesetzgeber definiert im Behindertengleichstellunggesetz, dass jeder gestaltete Lebensbereich auch für Menschen mit Einschränkungen voll zugänglich und grundsätzlich ohne fremde Hilfe nutzbar sein soll – eben einfach barrierefrei.
Barrierefrei zu Hause wohnen
Ein barrierefreies Wohnen in den eigenen vier Wänden bildet häufig den Grundstein für mehr Zufriedenheit im Alter. Zuhause bewegt man sich frei und selbstbestimmt durch die Räume, worauf man natürlich im Alter nicht verzichten möchte. Denn gerade mit fortschreitenden Alter spiegelt das „Zuhause wohnen bleiben“ Unabhängigkeit und Selbstständigkeit wieder. Zufriedenheit im Alter hängt daher häufig mit der Wohnsituation zusammen.

Wohnen im Alter – Gerne barrierefrei
Die meisten Menschen möchten in ihrem Zuhause alt werden, auch dann, wenn der Alltag nicht mehr ohne fremde Hilfe gemeistert werden kann und z.B. die Treppe ins Obergeschoss eine tägliche Herausforderung darstellt. War es mit 40 Jahren noch überhaupt kein Problem die Treppe zu benutzen, so fällt dies mit Mitte 60 häufig schon viel schwerer. Und es wird mit zunehmendem Alter nicht leichter, im Gegenteil. Wenn man also in der gewohnten Umgebung bleiben will, ist man im Alter auf eine Wohnung angewiesen, die möglichst frei von Barrieren ist.
Was bedeutet eigentlich barrierefreies Wohnen?
Eine Wohnung ist dann barrierefrei, wenn sie selbstständig und größtenteils ohne fremde Hilfe betreten und befahren werden kann. Sie ist auf die Bedürfnisse von körperlich beeinträchtigen Menschen ausgerichtet und bietet genug Platz, um z.B. mit einer Gehhilfe oder einem Rollstuhl alle Räumlichkeiten selbstständig aufzusuchen.

Ein barrierefreies Zuhause ist:
- Ohne Treppensteigen erreichbar (z.B. mit einem Treppenlift)
- Idealerweise gibt es keine Türschwellen
- Die Türen sind mindestens ein Meter breit, damit man mit einem Rollator oder Rollstuhl hindurch kommt
- Bedienungsvorrichtungen wie z. B. Lichtschalter, Rolladensteuerungen lassen sich leicht vom Rollstuhl aus betätigen (85 cm hoch)
- Alle Räume sind gut ausgeleuchtet
- Haltegriffe zum Abstützen und sich Hochziehen
Räume wie Badezimmer, Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer benötigen außerdem eine ausreichend große Bewegungsfläche von 150 cm, damit körperlich beeinträchtigte Menschen ohne Probleme mit der Gehhilfe, dem Rollator oder Rollstuhl wenden können.
Wohlfühlen und entspannen: Tipps für ein barrierefreies Bad
Ein barrierefreies Bad bedeutet, dass auch körperlich beeinträchtigte Menschen alle Sanitäranlagen ohne fremde Hilfe nutzen können. Aber auch älteren Menschen erleichtert ein ebenerdiges, gut zugängliches Badezimmer die tägliche Körperpflege. Weil das Bad heutzutage den Charakter einer kleinen Wohlfühloase eingenommen hat, spielt dies in der Gestaltung eine wichtige Rolle. Modern und komfortabel soll es sein und auf gar keinen Fall an ein Zimmer im Krankenhaus erinnern. Die Kombination von Design und Barrierefreiheit ist heutzutage aber problemlos zu realisieren. Für die Gestaltung eines barrierefreien Bades sind die folgenden Punkte zu beachten:
- Rutschfeste Fliesen für das sichere Fortbewegen innerhalb Ihrer Wohlfühloase
- Großzügige, ebenerdige Dusche mit Duschsitz für einen sicheren Ein- und Ausstieg
- Haltegriffe im Bereich der Dusche, des Waschbeckens, des WCs und in der Badewanne, welche das Aufstehen erleichtern und als Stütze dienen
- Duschbadewanne mit Tür
- Je nachdem ein unterfahrbarer Waschtisch mit breiter Ablagefläche
- Montage von Handtuchstange und Schränken in Griffhöhe

Anforderungen an eine barrierefreie Küche
Ein barrierefreies Wohnen in den eigenen vier Wänden ist nur dann möglich, wenn alle Räume barrierefrei gestaltet sind. Dazu zählt selbstverständlich auch die Küche. Bei der Einrichtung einer barrierefreien Küche steht die vollumfängliche und selbstständige Nutzung für Menschen mit Handicap als auch Senioren im Vordergrund. Damit das Kochen weiterhin Freude bereitet, sollten bei der Gestaltung einer barrierefreien Küche folgende Kriterien beachtet werden:
- Anfahrbare und unterfahrbare Arbeitsflächen, im Idealfall höhenverstellbare Arbeitsplatten
- Optimal ist, wenn Spüle, Arbeitsplatte und Elektrogeräte direkt nebeneinander angeordnet sind oder über Eck
- Schubladen und Auszüge statt Schranktüren, Dreheinsätze in Unterschränken
- Gut zugängliche Elektrogeräte, die auf der Höhe des individuellen Zugriffsbereichs liegen
Barrierefreiheit auch im Schlafzimmer
Ein barrierefreies Schlafzimmer erleichtert den Start in den Tag. Gerade bei körperlichen oder altersbedingten Beschwerden ist ein barrierefreies Schlafzimmer hilfreich. Damit man im Alter mit Gehhilfe oder Rollstuhl problemlos an das Bett kommen kann, benötigt man vor allen Dingen genügend Raumfläche. Darüber hinaus sind folgende Punkte zu beachten, damit der Tag barrierefrei startet:
- Ausreichend Bewegungsfläche innerhalb des Schlafzimmers
- Im Idealfall ist das Bett von mehreren Seiten erreichbar
- Liegefläche, Höhe des Bettes und Ausstattung sind auf den Nutzer zugeschnitten (Aufrichthilfe, elektrisches Lattenrost, Sicherungsgitter etc.)
- Lichtschalter und Telefon sind vom Bett aus gut erreichbar
- Schränke und Kommoden stehen frei und lassen sich einfach öffnen
- Allergiefreundliche Matratzen, Kissen und Decken aus hautfreundlichen, reizarmen Materialien
Nützlich bei der Planung, aber auch bei der Bewertung einer neuen Wohnung, ist unsere Checkliste für barrierefreies Wohnen.

Barrierefrei auch unterwegs
Natürlich soll Ihre Mobilität nicht nur in den eigenen vier Wänden gewährleistet sein. Sie sollten auch außerhalb Ihres Zuhauses barrierefrei unterwegs sein sollen und unbeschwert an Ihr Ziel kommen können. Um Ihre soziale Teilhabe auch im Alter und mit einem Rollator oder Rollstuhl möglich zu machen, gibt es inzwischen zuverlässige Hilfsmittel. In Deutschland gibt es 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer und drei Mal so viele Menschen sind auf Gehilfen wie Rollatoren angewiesen. Apps und Webseiten helfen diesen Menschen, Ausflüge, Restaurant- und Theaterbesuche zu planen. Auch der „virtuelle Raum“ sollte dem Anspruch, von jedem nutzbar zu sein, gerecht werden. Für immer mehr Webseiten ist Barrierefreiheit daher eine Selbstverständlichkeit.
Experten helfen durch Beratung
Egal, ob Sie Ihr Zuhause barrierefrei gestalten wollen oder auf Reisen keine bösen Überraschungen erleben möchten: Zögern Sie nie, kompetente Beratung in Anspruch zu nehmen. Planen Sie Ihren Urlaub beispielsweise mit einem Veranstalter, der sich auf barrierefreies Reisen spezialisiert hat. Für die altersgerechte Gestaltung Ihres Zuhauses stehen Ihnen Wohnberatungsstellen zur Verfügung. Hier erfahren Sie nicht nur alles über Hilfsmittel wie einen Treppenlift oder ein barrierefreies Badezimmer, sondern Sie werden auch über staatliche Zuschüsse, auch in Bezug auf bestimmte Pflegegrade, informiert.
„Barrierefrei“ ist nicht das gleiche wie „seniorengerecht“
Barrierefreiheit ist ein Begriff, der durch die DIN-Norm18040-2 genau definiert und reglementiert wird. Andere Begriffe wie „seniorengerecht“ oder „altersgerecht“ sind jedoch nicht geschützt und können in bestimmten Zusammenhängen missverständlich gebraucht werden. Darauf sollten Sie achten, wenn Sie sich beispielsweise für ein Hotel an Ihrem Reiseziel entscheiden. Hier ist es wichtig, sich im Vorfeld genau zu informieren, wenn Sie eine Gehbehinderung haben oder auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Auch wenn es um Wohnprojekte für Senioren geht, sollten Sie bei nicht eindeutigen Beschreibungen wie „seniorenfreundlich“ immer genauer nachhaken.
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