Führerschein im Alter
Schon oft wurde die Frage diskutiert, ob ältere Menschen den Führerschein abgeben sollten. Die Bedenken hinsichtlich der Fahrtauglichkeit von Senioren hängen mit den körperlichen Veränderungen im Alter zusammen, welche die Fahrsicherheit beeinträchtigen können und so Fahrer sowie andere Verkehrsteilnehmer gefährden könnten.
Eine Studie der Deutschen Verkehrswacht aus dem Jahr 2015 hat ergeben, dass zwei Drittel aller Unfälle im Straßenverkehr von Personen über 64 Jahren verursacht wurden. Andere Studien weisen ältere Menschen, die in Unfälle verwickelt sind, eher als die Unfallopfer aus.
Klar ist, nicht jeder Mensch altert gleich. Die Beeinträchtigungen der Fahrtauglichkeit sind also zwischen Senioren verschieden.
Fahrverbot für Senioren?
In anderen Ländern Europas, laufen Führerscheine regelmäßig ab und müssen erneuert werden, was auch einen Gesundheitscheck beinhaltet. Wer in Deutschland jedoch vor 2013 den Führerschein erworben hat, ist grundsätzlich lebenslang berechtigt zu fahren. Ein generelles Fahrverbot für eine ganze Bevölkerungsgruppe, in diesem Fall die Altersgruppe der Senioren, ist nicht zulässig. Diese pauschale Regelung würde einer Diskriminierung gleichkommen. Eine Abgabe des Führerscheins kann hier nur freiwillig oder wegen begründeter Bedenken erfolgen, die im Einzelfall entschieden werden müssen.
Wer körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage, ist ein Auto zu fahren, dem kann gemäß Bußgeldkatalog von 2018 auch die Fahrerlaubnis entzogen werden. Dies gilt sowohl für jüngere Menschen, als auch für Senioren. Im Zweifelsfall kann eine Fahrt mit einem Gutachter angeordnet werden, der dann über die Fahrtauglichkeit entscheidet. Oft wird eine solche Begutachtung aufgrund eines verursachten Unfalls angeordnet.
Nicht jeder Senior ist eine Gefahr im Straßenverkehr. Es geht um den individuellen Gesundheitszustand. Oft haben grade ältere Personen eine jahrelange Fahrpraxis, die die eine oder andere Einschränkung gut kompensieren kann.
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Den Führerschein freiwillig abgeben
Wie eingangs erwähnt, besteht die Möglichkeit, sich freiwillig aus dem aktiven Straßenverkehr zurückzuziehen. Hier wird der Führerschein im Original, zusammen mit einer Verzichtserklärung bei der Fahrerlaubnisbehörde der entsprechenden Stadt abgegeben. Wer die Führerscheinkarte aus nostalgischen Gründen behalten möchte, kann diese auch entwertet wieder mit nach Hause nehmen.
Manche Städte und Gemeinden schaffen Anreize zur freiwilligen Führerscheinabgabe. Darunter verschiedene Vergünstigungen für den öffentlichen Verkehr. Manche Städte bieten sogar eine kostenfreie Jahreskarte an, darunter Augsburg und Würzburg. Auch Anreize, wie eine „Genussbox Ammenländer Spezialitäten“ werden teilweise geboten.
Sicher hinter dem Steuer
Die Gefahren einer eingeschränkten Fahrtauglichkeit sind auf verschiedene, mit dem Alter zusammenhängende Gründe zurückzuführen. Körperliche Einschränkungen, wie Probleme mit dem Sehvermögen oder der Hörfähigkeit sowie psychische Defizite können die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigen. Die Konzentrationsfähigkeit und Reaktionen lassen mit zunehmendem Alter nach.
Auch die Beweglichkeit lässt im Alter häufig nach. Ebenso wenn der Kopf noch schnell genug reagieren kann, rührt eine Einschränkung der Fahrtauglichkeit t durch den Körper her. Ein Verlust der Beweglichkeit in der Halswirbelsäule kann bedeuten, dass der tote Winkel größer wird und ein üblicher Schulterblick nicht mehr so einfach möglich ist.
Neben körperlichen Einschränkungen können auch Medikamente die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Viele Tabletten können Müdigkeitserscheinungen hervorrufen. Wer auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme angewiesen ist, sollte unbedingt mit dem Arzt darüber sprechen, wie diese die Fahrtauglichkeit beeinflusst.
Regelmäßige Untersuchungen zur Fahrtauglichkeit sind ratsam
Regelmäßige Untersuchungen sind ratsam
Wiederkehrende Seh- und Hörtests empfehlen sich, um die Fahrsicherheit einzuschätzen. Es gibt auch spezielle Fahr-Fitness-Checks für Senioren. Diese werden zum Beispiel vom TÜV oder ADAC angeboten. Diese Checks sind komplett freiwillig und die Ergebnisse werden NICHT an die Behörden weitergeleitet. Durchgeführt wird eine sogenannte reduzierte Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU).
Jeder Verkehrsteilnehmer sollte seine Fahrweise reflektieren. Dies gilt insbesondere für Ältere, aufgrund der zuvor genannten Besonderheiten. Wer sich unsicher ist, ob die eigene Fahrtauglichkeit beeinträchtigt ist, sollte ab und zu eine Probefahrt mit Angehörigen machen, die den Fahrstil objektiv beurteilen können. Hier ist ein vorausschauendes Handeln allemal besser, als einen Unfall zu bauen.
Technische Unterstützung
Moderne Fahrzeuge bieten diverse technische Anwendungen, die das Fahren erleichtern und sicherer machen. Eine Einparkhilfe in Form einer Rückfahrkamera oder eines akustischen Signals können Parkunfälle vermeiden. Auch ein Automatikgetriebe erhöht die Fahrsicherheit. Die Konzentration wird nicht für das Schalten benötigt und bleibt so auf der Straße. Ein Bremsassistent erkennt, ob eine Gefahrenbremsung vorliegt und erhöht selbstständig den Bremsdruck. Das unterstützt die Reaktion bei einer Gefahr und hilft außerdem, weniger Kraft für ein schnelles Bremsen aufwenden zu müssen.
Bei technischen Hilfsmitteln ist trotzdem Vorsicht geboten. Auch diese Funktionen ersetzen nicht die zum Fahren notwendige Konzentration und Reaktionsfähigkeit. Im Zweifelsfall sollte man lieber auf das Autofahren im Alter verzichten.
Alternativen zum Auto bewahren die Mobilität im Alter
Alternative Verkehrsmittel
Zum Glück bedeutet ein Verzicht auf das Führen eines Fahrzeuges nicht gleichzeitig den Verlust von Mobilität und Selbstständigkeit. Die meisten Städte in Deutschland haben ein gut ausgebautes Verkehrsnetz der öffentlichen Verkehrsmittel. Busse findet sich in nahezu allen Gemeinden. Größere Städte haben auch ein Straßenbahn- oder U-Bahnnetz.
In ländlicheren Gegenden sind Menschen jedoch auf das Auto angewiesen, da es kein zuverlässiges Netz der Öffentlichen gibt. In besagten Gegenden gibt es teils das Angebot von Bürgerbussen, die den Personennahverkehr unterstützen und weiter ausbauen. Diese Buslinie wurde auf eine Bürgerinitiative hin gegründet. Menschen engagieren sich unter dem Motto „Bürger fahren für Bürger“ in entsprechenden Vereinen für die Sicherung der Mobilität. Bundesweit existieren bereits über 400 Bürgerbusse.
Eine weitere Alternative, grade in ländlichen Regionen, ist die Mitfahrbank. Dort können ältere Bürger auf eine private Mitfahrgelegenheit warten. Mit Klappschildern kann der gewünschte Zielort angezeigt werden. Bleibt das Schild leer, möchte die Person die Bank lediglich als Sitzgelegenheit nutzen. Eine Fahrt führt immer nur von Bank zu Bank, nicht von Haustür zu Haustür. In manchen Orten sind die Mitfahrer über die Haftpflicht der Fahrer versichert. Das Konzept entstand ebenfalls aus einer Bürgerinitiative. Das Aufstellen der Bänke wird auch häufig von lokalen Geschäften finanziell unterstützt. Da die Mitfahrbank aber auch kritisiert wird, beispielsweise wegen Haftungs- und Sicherheitsfragen, ist diese Möglichkeit noch nicht ganz so weit verbreitet.
Nicht zuletzt kann man auch auf die gute alte Nachbarschaftshilfe zurückgreifen. Wer seine Nachbarn persönlich kennt, kann natürlich direkt anfragen, ob man bei einem Einkauf mitfahren darf. Es gibt aber auch entsprechende Portale im Internet, wie zum Beispiel nebenan.de. In diesen Netzwerken kann jeder Unterstützung bei der Mobilität suchen.
Den Führerschein im Alter zu behalten ist ein kontroverses Thema. Im Endeffekt sollte jeder selbst entscheiden, ob die Fahrtauglichkeit noch gegeben ist. Regelmäßige Gesundheitschecks und eine ehrliche Rückmeldung des Umfeldes helfen dabei, dies richtig einzuschätzen. Zum eigenen Schutz und auch um andere nicht zu gefährden, sollte die Entscheidung darüber, das Auto dauerhaft stehenzulassen, ernst genommen werden. Zum Glück gibt es genügend Alternativen, die Menschen näher zusammenbringen.